Der Tod schmeckt nach Vanille

Die letzte Zeit war mal wieder nicht leicht für Wolkenfreunde. Eine hirnverbrannte Studie nach der anderen wird volle Kanne durch den Blätterwald getrieben und mal wieder ist UK der letzte Hort der Vernunft… irgendwie schon peinlich.

Angefangen hat der aktuelle Reigen mit ner Metastudie aus den USA von NASEM (National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine), die für die FDA zusammengestrickt wurde. Da habe die sich echt mal 800 Studien zum Thema Dampfen angeguckt und dann rausgehauen, was die da so gefunden haben. Irgendwie haben die dabei aber vergessen, auch mal zu gucken, ob das jetzt echt sinnige Studien oder wissenschaftlicher Kernschrott war, den die da unter die Lupe gepackt haben. Anders lässt sich nicht erklären, warum die es für recht sicher halten, dass unschuldiger Nebel unsere kleinen Kinderchens reihenweise direkt zur Rauchwolke führt. Das ist wissenschaftlich so in der Liga: “E-Zigaretten machen Chemtrails”.
Aber klar, das war dann trotzdem die fette Schlagzeile im Blätterwald… Denkt vielleicht auch mal einer an die armen Kinder?!

Dann haben noch so’n paar Witzbolde in Weißkitteln versucht, mit Nikotin arme Mäuslein zu killen und nebenbei ne kleine Zellenfolterkammer betrieben. Die PNAS (Proceedings of the National Academy of Science), so heißt der lustige Haufen, hat dann echt rausgehauen, dass Dampfen mal voll Krebs macht. Also, öhm, immer noch nicht mal annähernd so schlimm wie das gewickelte Tabakgeblätter, aber doch mal ganz böse… und so… und überhaupt. Naja, Laola bei den Medien und wieder fette Schlagzeilen im Blätterdickicht.
Aber das war diesmal so offensichtlicher Wissenschaftsschrott, dass sogar das DKFZ… in weiter Flur nicht gerade als bester Freund der Dampfe bekannt… die Studie in der Luft zerstückelt hat.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Mäuse es echt kacke finden von hirnamputierten Wissenschaftlern gequält zu werden. Mit Krebs hat das alles aber nix zu tun.

Nun der nächste Akt: Jetzt sind’s wieder die Aromen… das Monster aus dem Erdbeerjoghurt, die Gefahr im Wackelpudding, der Killer des Zitronensorbets.
Weißkittel der Universität von Rochester in Amiland wollen nämlich rausgefunden haben, dass unsere Leckerschmeckeraromen im Nebel voll die fiesen Böslinge sind.
Die haben sich nämlich Aromen genommen und weiße Blutkörperchen, das ist so was wie die Kavallerie unseres Abwehrsystems, mit denen malträtiert. Was die dann gefunden haben, waren Biomarker, die man findet, wenn was putt geht im Körper.
Noch schlimmer wird’s wohl übrigens, wenn man mehrere Leckerschmeckerstöffchen zusammenkippt. Ob’s schon bei der Geschmacksrichtung “Vanillepudding mit Erdbeersoße” tödlich wird, oder erst wenn man sich ne ganze Schwarzwälder Kirschtorte mit extra Sahne zusammenpanscht, hab ich jetzt auch keine Ahnung. Auf jeden Fall meinen die eben, je mehr, desto Jordan.

Also alles klärchen dann? Gedampft wird jetzt nur noch das pure Zeug ohne Düftchen?
Öhm… nöpp. Mal auf den Punkt gebracht: Diese “Studie” ist’n Hirnfurz… mal wieder.

Ich will mich noch nicht mal darüber auslassen, dass die hier nur Biomarker und keine echten Schäden gefunden haben, dass hier sowieso mal wieder nur arme nackte Zellen gefoltert wurden, oder dass die sich Zelllinien geschnappt haben, die man nur nimmt, wenn’s fixe Ergebnisse hageln soll. Alles schon schlimm genug… aber lassen wir mal.

Denn die ganze Pampe fängt schon damit an, dass die sich weiße Blutkörperchen zum quälen ausgesucht haben. Der Name lässt einen schon erahnen, wo diese schnuckeligen Heinis wohl wohnen… richtig: im Blut. Und man mag’s kaum glauben, aber heutzutage wird echt kaum noch mit der Vene gedampft… spritzt einfach viel zu viel.
Wie aber kommen nun die bösen Arömchen in die Blutbahn? Richtig, sie werden vom Körper aufgenommen. Und da ist es mal oberschnuppe ob die nun vom Vanillepudding aus’m Magen oder vom “Vanilla Custard” aus der Lunge kommen. Es ist das gleiche Zeug.
Außerdem… Wie viel “Vanilla Custard”  soll man sich denn reinpfeifen, um die Mengen an Aroma im Blut zu haben, die die da auf ihre Zellen gedröppelt haben?

Aber nö, für die Rochestertypen sind Aromen in der Dampfe eben voll die Monster und im Pudding bleiben die friedlich, wie’n Rudel Tribblewelpen. Leider sind’s ja auch nicht die ersten, die das meinen. Nur macht da eben die Logik winkewinke und mit Wissenschaft hat das so viel zu tun, wie ein Pottwal mit dem Himalaya.
Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde, dass solche bekloppten Studien ernsthaft veröffentlicht werden, oder dass keiner merkt, wie bekloppt die sind.

Nur, was soll ich erwarten, wenn selbst ein Dampfer Magazin wie die Egarage ernsthaft titelt “Studie: Liquid-Aromen machen gesundheitlich großen Unterschied“. Da wird die Tischplatte echt zum Kaugummi.
Und leider scheint sogar Dr. Konstantinos Farsalinos, der Killer der Kokelstudien, auf diesem dünnen Eis zu schlittern.
Ich mag den Mann echt, der hat was drauf, aber so einen Satz wie “Ich würde erwarten, dass einfachere Mischungen sicherer sind als komplexe Geschmäcker” erwarte ich vielleicht in der Kochausbildung… erstes Semester… aber doch nicht aus dem Mund eines griechischen Wissenschaftlers zum Thema Dampfen und Aromen.

Hefte raus und mitschreiben: Aromen sind Aromen sind Aromen.
Es ist wurscht, ob du die isst, trinkst, oder dampfst. Solange du dir das leckere Zeug nicht direkt in die Armvene drückst, ist alles gut. Da darfst du dir auch ein Liquid “Schwarzwälder Kirschtorte mit Rindergulasch und Hühnersuppe im Abgang” ohne Angst reinziehen.

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NASEM-Studie: “Public Health Consequences of E-Cigarettes

Die NASEM-Studie mal auseinandergenommen auf DampfFreiheit: “[US] NASEM – Bericht zur E-Zigarette und die öffentliche Gesundheit

Mäusequälstudie (PNAS): “E-cigarette smoke damages DNA and reduces repair activity in mouse lung, heart, and bladder as well as in human lung and bladder cells

Simons Meinung zu gequälten Mäusen (V.S.I.): “Dampfen erregt Krebse

Der “Guru” über die armen Mäuse (vapers.guru): “Studie: E-Zigarette verursacht Krebs

“Böse Aromen”-Studie: Inflammatory and Oxidative Responses Induced by Exposure to Commonly Used e-Cigarette Flavoring Chemicals and Flavored e-Liquids without Nicotine

Stellungnahme von Dr. Konstantinos Farsalinos zu den bösen Aromen im Artikel (Eyewitness News): “Even without nicotine, e-cigarettes can still damage lungs – study

Die Egarage mit der Erleuchtung: “Studie: Liquid-Aromen machen gesundheitlich großen Unterschied

• UPDATE (15.02.2018) •

Vapers.guru zu dem ganzen Thema: Einige Liquid Aromen giftig

• UPDATE (14.05.2018) •

Eine neue Studie, die sich noch ein paar freie Radikale gönnt: Effect of Flavoring Chemicals on Free Radical Formation in Electronic Cigarette Aerosols

Und die Reaktion von Vapers.guru (passt schon, muss ich nix mehr zu schreiben): Freie Radikale in E-Zigaretten

5 Gedanken zu „Der Tod schmeckt nach Vanille“

  1. Hab mir mal gerade die Aussage von Farsalinos (unter dem Link von Eyewitness News) angesehen. Sorry, die Aussage von Farsalinos war ne völlig andere als sie von den Medien – und leider auch Dir – dargestellt wird. Da steht:
    “It is expected that more complex mixtures or exposure at higher doses will have more adverse effects on isolated cells in the laboratory,” said Dr Konstantinos Farsalinos …”
    Ich übersetze mal: “Es ist zu erwarten, dass komplexere Mixturen oder wenn man höheren Dosen ausgesetzt ist, es zu mehr ungünstigen Effekten in isolierten Zellen im Labor kommt”, sagte Dr. Konstantinos Farsalinos …”
    Isolierte Zellen im Labor. Und “die Dosis macht das Gift”.
    Mal abgesehen davon, dass Farsalinos Grieche und somit kein Muttersprachler Englisch ist – der lässt auf Englisch öfter mal etwas schräge Formulierungen raus. “It is expected” müsste vermutlich richtig heißen “it is TO BE expected” – was bedeutet: Man kann nichts anderes erwarten als … und dann wieder “isolierte Zellen im Labor” und “Dosis”.
    Kann man mal wieder sehen, dass es wichtig ist sich Originalaussagen anzusehen. Bevor man wie die eGarage völlig unrichtige “Aussagen” zitiert, die es so nicht gegeben hat – oder, sorry, nicht böse sein, bevor man dann die unrichtigen Aussagen mit weiteren unrichtigen Aussagen kommentiert. Genauso funktioniert der Mist doch, da sollten wir Dampfer selbst nicht in dieselben Fallen tappen.

    • Ich denke im Grunde, der Farsalinos hat das ganze eh nicht so gemeint, wie’s da rüber kommt. Und was die Egarage da verzapft hat, ist mal nicht gerade das Schwarze vom Nagel.

      Aber das Zitat ist leider richtig, weil’s das ist, was er noch per E-Mail hinterher geschoben hat: “Whether pre-mixed or do-it-yourself liquids, it is the amount of flavorings that would determine the level of potential adverse effects,” Farsalinos added. “I expect simpler mixtures to be safer compared to more complex blends.”
      Der letzte Satz ist es eben.

      Aber um den Farsalinos geht’s mir noch nicht mal, der setzt dem Fass nur noch so’n bissel den Hut auf.

      Trotzdem liegst du natürlich nicht ganz daneben, wir müssen echt jedes Wort auf der Goldwage wälzen.

  2. Ja, schon richtig. Aber er sprach von “potential adverse effects”, von potentiellen schädlichen Effekten, nicht von tatsächlichen.

    • Jupp, schon klar. Macht nur in diesem Fall nicht so wirklich’n Unterschied.
      In meinem Artikel geht’s aber auch nur sehr am Rande um Farsalinos. Er hätte eben, find ich, ganz klar sagen können, was für ein wissenschaftlicher Kot diese Studie ist… ich denke, er war einfach müde oder so.

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