Die Kapitulation

Erst mal vorweg: Ich bin nicht naiv… also, nicht sooooo naiv. Politik bedeutet, dass man mit Kompromissen und kleinen Schritten vorwärts trippelt und einen langen Atem braucht. So strampelt der Hase, das ist Demokratie, besser geht’s nicht.
Deshalb verstehe ich auf der einen Seite echt gut, was der BfTG und der VdeH jetzt versuchen. Sie füttern die Wölfe, damit die sie nicht zerfleischen. Zuckerbrot für Politiker und viel Kreide fressen. Und noch einen aus der Sprichwortkiste: Wenn die Felle schwimmen, hilft nur noch ins Wasser hüpfen. Macht das Sinn? Egal.

Ich kann also schon irgendwie verstehen, dass und warum die Dampfverbände ihre “Leitlinie für eine verantwortungsvolle E-Zigaretten-Werbung” rausgehauen haben. Alles in allem ist das aber trotzdem nix anderes als das Wedeln mit der weißen Fahne, der Versuch, die totale Niederlage zu verhindern.
Nur, wie schon der “Guru” ganz richtig schrieb, da ist nix mehr zu verhindern. Das Kind, Brunnen… plumms.

So wie’s aussieht, haben es die Racker (und Rackerinnen) von CDU und SPD echt geschafft, sich mal bei was einig zu sein. Schade nur, dass es gerade bei diesem bekoteten Unsinn ist. Das komplette Werbeverbot für ne Sache, die harmloser als Colasaufen ist. Konfettikanone!
Aber wickeln wir den Dackel erst mal von der Hutschnur durchs Nadelöhr. (Tat der weh?)

Was steht in der Leitlinie eigentlich überhaupt drin? Ich lass die Präambel erst mal weg, da steht eh nur komisches Geschwurbel drin. Gleich direkt zum Werbekodex.

Am Anfang geht’s darum, dass in der Werbung drinstehen soll, Dampfen macht viel weniger aua als Rauchen und es soll keine Werbung für “Dualuse” geben. Also so die Richtung: Keine Tabakwerbung durch die Hintertür. Beides soweit okay… für die Verbände ist Dampfen eben nur ne Rauchentwöhnung.
Und dann ist da noch der Satz: “E-Zigaretten sollen nicht als Mittel zur Umgehung von gesetzlichen Rauchverboten beworben werden.” Klingt erst mal logisch, ist aber Unsinn. Das ist, als wenn Fahrräder nicht damit beworben werden dürfen, dass man mit denen schneller durch die vollgestopfte Stadt kommt, als mit dem fetten SUV. Aber die Politik wird eh noch dafür sorgen, dass der leckere Nebel überall da verboten wird, wo der stinkige Qualm schon verboten ist, dann erledigt sich das von selbst.

Jetzt kommt der erste Witz: “Werbebotschaften und – bilder, die den Eindruck erwecken, der Konsum von E-Zigaretten sei gesundheitlich unbedenklich, sind unzulässig.
Nichts, aber so was von absolut nichts ist “gesundheitlich unbedenklich”. Aber nur bei der Dampfe macht man daraus ein Ding? Mir schon klar, dass das ein Zuckerbrot für die Rasselbande in Berlin ist, aber noch sinnfreier geht’s doch echt nicht.
Hauptsache mein Bier ist erfrischend, eine Perle der Natur, das einzig Wahre und, ohne Alkohol, sogar das beste Zeug für nach’m Sport.
Ich glaube, jetzt brauch ich erst mal die wohltuende Kraft der Kräuter und gönn mir nen Underberg. So Verdauung und so. Ist ja gesund, oder?

Aber die Pointe vom Kracher komm mit den Warnhinweisen: “E-Zigaretten-Werbung muss gut lesbare Warnhinweise und deutliche Hinweise enthalten, dass sich die Werbung ausschließlich an erwachsene Raucher bzw. Dampfer richtet.” Zu der Sache mit dem Jugendschutz komm ich später.
Aber bitte, was für Warnhinweise? Vorsicht, dieses Produkt kann Sie zum Nichtraucher machen? Vor was wollen die denn warnen? Gibt ja nix.
Jetzt mal echt, bis heute gibt’s nicht den Fitzel an Hinweis, dass Dampfen irgendwas ernsthaft böses macht.
Muss wohl erst noch was lustiges erfunden werden, so wie das Märchen von dem “Stoff, der sehr stark abhängig macht”. Alles, was mit Wolken zu tun hat, braucht dringend so nen todesanzeigenartigen Kasten, in dem was drinsteht, das wie ne Warnung aussieht. Mein Vorschlag wäre: “Dieses Produkt enthält Chemie. Chemie kann tödlich sein.”

Den nächsten Punkt find ich echt super, uneingeschränkt: “In der Werbung für E -Zigaretten kommen keine Personen zum Einsatz, die jünger als 30 Jahre sind.” Nee, echt jetzt, endlich mehr ältere Knacker in der Werbung, jenseits der Haftcremereklame. Und dann auch noch für so was geiles wie ne E-Fluppe. Coool Mann!
Man gut, dass Influencer keine Werbung machen. *zwinkersmiley*

Im Rest dieses Machwerks geht es eigentlich nur noch um Jugendschutz und dass kein Weißkittel in die Kamera lallen soll, Dampfen sei gut für die Haare. Hat seine Zahnarztfrau gesagt. Geschenkt.
Zum krönenden Schluss bieten die Verbände dann noch fix ne neue ABM-Maßnahme an, ne Prüfstelle, die das ganze überwacht. Für Leutchen, die sich wichtig fühlen wollen und für’s Nixtun gerne mal nen Euro einstecken. Kommt bei der Berliner Reichstagstruppe immer gut an.

Durch diese ganze Buchstabensammlung zieht sich ein roter Zwirn: Jugendschutz.
Davon schwurbelt unnötigerweise schon die Präambel: “Der Jugendschutz hat für uns Priorität: wir verkaufen unsere Produkte ausschließlich an Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Volljährigkeit nachgewiesen haben.
Öhm jupp, mit anderen Worten, sie machen, was im Gesetz steht. Find ich echt toll. Sollte man auch noch mal erwähnen dürften. Eifein, Bello kriegt’n Leckerlie.

Es geht also nur noch darum, dass unsere Kleinen geschützt werden. Auch vor Werbung für Wolken. Ob was aua macht, is schon obersalami.
Die Regierer, Regiererinnen und Regierumse in Berlin haben nämlich die Keule Jugendschutz entdeckt und zerdeppern mit der jetzt dem Dampfen freudig das Genick.

Schuld daran ist aber nicht, dass irgendwelche Dampfenschmieden und Liquidpanscher das Dampfen als Lifestyle vermarkten,… hey, mal ehrlich, ist es doch schließlich auch… sondern dass alle schon immer auf der Jugendschutzschiene mitgedackelt sind. Von Anfang an kam keiner auf die Idee, mal freundlich darauf hinzuweisen, dass es da nix gibt, vor dem unsere Halbstarken geschützt werden müssen. Klar, kann ich so’n bissel auch verstehen, wer möchte schon als Kinderverführer dastehen!? Aber dann darf hinterher auch keiner heulen, wenn ihm der Jugendschutz deftig um die Ohren fliegt.
Wenn’s um Kinder geht, dann ist nämlich Schluss mit vernünftig, dann muss geschützt werden… ums verrecken.

Wie ich oben schon von mir gelassen hab, braucht Politik kleine Trippelschritte und langen Atem, is so. Nur muss man auch kapieren, wenn man im Treibsand trippelt und wenn das Gegenüber einem beide Hände um die Kehle legt. Vielleicht wär’s mal Zeit für die Frage, ob’s nicht schon so weit ist?! Ob man nicht Kompromiss um Kompromiss längst voll in die Ecke gequetscht wurde?

Wir sollten endlich eine Frage laut stellen: Wovor sollen unsere Jugendlichen geschützt werden?

Vor Disconebel mit Geschmack, der harmloser als Cola ist? Vor einem Gatewayeffekt, den es bewiesenermaßen nicht gibt?
Nein, die Kiddies sollen nur vor einer einzigen Sache geschützt werden: Etwas zu tun, was ignorante Ideologen schlicht für moralisch verwerflich halten. Ob’s schadet? Wen interessiert’s? ES SIND WOLKEN!

Das “Nichtwolkenmachen” ist zu einer Religion geworden, die keine Argumente oder Fakten mehr akzeptiert. Und um sie durchzusetzen und zu verbreiten, ist mittlerweile jedes Mittel heilig.
Doch wie bei allen anderen Religionen, hilft auch hier kein Schwanz einziehen oder Köpfchen ducken. Da hilft nur kompromisslose Aufklärung.

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BfTG: E-Zigarettenverbände veröffentlichen Selbstverpflichtung zu Werbe-Leitlinien

Vapers.guru: Verbände geben Leitlinien für Werbung heraus

V.S.I.: Leitlinien für E-Zigaretten Werbung

5 Gedanken zu „Die Kapitulation“

  1. Aufklärung hilft? Sollte man annehmen, doch schau dich im Lande um. Überall ist die Aufklärung auf dem Rückzug, wird abgewickelt, muss hinter Ideologie und Neu-Religion mit mindestens drei Schritten Abstand herlaufen. Fakenews besetzen die letzten freien Plätze der Gehirnzellen (“ich habe gelesen, Dampfen soll auch nicht so gesund sein”). Was dampft kann sowieso nicht gut fürs Klima sein und siehe da, wenn die Verbände sogar sagen, es sei nicht gesund, dann wird es in Wahrheit sogar schädlich sein.

    Aufklärung nutzt nichts, sondern nur massenweise Gesetzesverstöße. Die Prohibition wurde nicht durch Aufklärung und Vernunft abgeschafft, sondern sie war nicht durchsetzbar, da zu viele Menschen gegen die Gesetze verstießen und Verbote missachteten. Lasst Jugendliche dampfen, ich bin der erste, der einem 16-jährigen Menschen eine Dampfe kauft. Besorgt Nikotin illegal, damit jeder selbst bestimmen kann, was und wie viel er dampft. Und propagiert diese Verstöße öffentlich, um zu zeigen, dass es auch anders geht. Machen es wenige, werden sie bestraft, machen es viele, werden die Gesetze angepasst. Politiker sind Volksvertreter.

    Du machst es ja auf “Vapoon” positiv vor, du sprichst aus, du sagst, was du vom Jugendschutz und den vielen Beschränkungen hältst, so beginnt der Weg. Ich mache es ebenfalls in meinem Blog und viele andere genauso. Es fehlen noch die Dampferforen, deren Betreiber aus Angst vor Repressalien im vorauseilenden Gehorsam die Freiheit, den Widerspruch und jede Aufmüpfigkeit im Ansatz ersticken, zensieren und bestrafen. Genauso wie die erbärmliche IGED. Dampfen ist eine Graswurzelbewegung, wir sollten uns nicht selber den Mund verbieten.

    Das Dampfen wird uns verboten, wenn wir es uns selber verbieten. Es wird gesetzlich eingeschränkt, wenn wir den Weg dieser Einschränkungen mit Rosenblättern bestreuen. Es wird verteufelt, wenn wir selber wider besseres Wissen sagen, es sei teuflisch ungesund. Ohne es zu bemerken, haben die beiden Verbände mit ihrer Selbstbeschränkung schon mal die Schaufeln fürs Dampfergrab in ihre Hände genommen. Viel mehr, als auf deren Text zu zeigen und zu applaudieren, brauchen die Dampfgegner gar nicht mehr zu tun. Und viele Dampfer stehen auch noch nickend drumherum – und würden sogar klatschen, wenn die Verbände ein Verbot des Selbstmischens forderten, denn sie sehen einfach nicht, dass es den Verbänden nur ums Geldverdienen geht, nicht ums Hobby des Dampfens (am Ende nur noch mit Podsystemen und teurem Liquid und selbstredend nur bei den angeschlossenen Händlern erhältlich).

    E-Dampfen benötigt keine Händlerverbände oder Verbrauchervertreter. Es hat nie einen Verband der Zigarettenraucher gegeben, so wie es auch keine Gesellschaft der Kaffeetrinker gibt, der Sekttrinker oder der Bananenkonsumenten. Es braucht auch keine Interessenvereine, die werden sowieso und in allen Bereichen mit der Zeit korrupt. Je weniger das Dampfen organisiert ist, je wilder es ist, desto unkontrollierbarer ist es auch. Dampferinnen und Dampfer brauchen keinen Nanny-Staat, es sind freie und eigenverantwortlich handelnde Menschen.

  2. Die, die die Wölfe zu füttern versuchen, vergessen, was passiert, wenn sie nichts mehr zum Verfüttern haben.

  3. Zitat: “Lasst Jugendliche dampfen, ich bin der erste, der einem 16-jährigen Menschen eine Dampfe kauft.”

    Da kommst du zu spät, hab meinen Sohn vor Jahren eine Dampfe geschenkt, jetzt isser 16. Ein Raucher weniger. Würde ich jederzeit wieder so machen. Mindestens die Hälfte seiner Klassenkameraden rauchen.

    Gruß, Frank

  4. Sehr gut, Frank, Gesundheit steht an erster Stelle. Das Wohlergehen der eigenen Familie geht vor einer politisch korrekten Haltung. Wie viele Hausärzte raten wohl ihren Patienten hinter vorgehaltener Hand zur E-Dampfe? Die beiden Verbände sind mit ihrer Selbstverpflichtung am Ende nur Spiegelbilder unserer Zeit: Heuchelei blickt Vielen mit großen Augen im Spiegel entgegen.

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