Der Krieg der PöLa

Wer schon länger der leckeren Wolke frönt und den Kampf der Wolkenhasser gegen die Dampfe verfolgt hat, der kennt sie: Frau Dr. Martina Pötschke-Langer. Bis 2016 war sie Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Leider hatte sie sich 2016 aber nicht in den Ruhestand verabschiedet, den sie sich bestimmt voll und ganz verdient hätte und den ihr auch sicherlich jeder Dampfer gönnt, sondern sie übernahm den Vorstandsvorsitz des Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V.

Da wurde es zwar ein wenig ruhiger um sie, aber wirklich weg war die Kämpferin gegen die Wolke nie. Ganz im Gegenteil. Und jetzt hat sie bzw. das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. ein neues Positionspapier zur E-Zigarette rausgebracht. Das besteht aus ein paar wilden Behauptungen und natürlich auch einer Handvoll Forderungen an die Politik.

Es ist wieder ein Meisterwerk der Desinformation geworden, eine Kunst, der Frau Dr. Pötschke-Langer schon zu DKFZ-Zeiten mit Freude und Inbrunst frönte.
Dann gucken wir uns das Ding doch mal an.

Dampfen ist gefährlich, denn…

“… das vom Konsumenten inhalierte Aerosol enthält in Abhängigkeit vom E-Zigarettentyp, der Zusammensetzung des verwendeten Liquids und dem Konsumverhalten verschiedene schädliche Substanzen, darunter atemwegsreizende wie Propylenglykol, krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd und teilweise gesundheitsschädigende Metalle wie Blei und Chrom.”

Propylenglykol ist sogar fast immer in der leckeren Wolke, da ist der “E-Zigarettentyp” ziemlich Schnuppe. Nur will die liebe Frau Dr. Pötschke-Lange einfach nicht kapieren, dass da nix mit “atemwegsreizend” ist. Es mag ihr persönliches Mantra sein, wahr wird’s dadurch trotzdem nicht. Aber Realität ist eben nicht ihr Geschäft, sondern der Kampf gegen die Wolke mit allen Mitteln. Da erfindet man eben auch mal schnell eine “Atemwegsreizung”… die noch nicht mal die ECHA gesehen hat und flugs unserem Grundstöffchen Unbedenklichkeit bescheinigte.
Doch da sind ja noch Böslinge wie Formaldehyd und Metalle im Nebel. Und da muss ich leider zugeben: Das stimmt.
Was das Aktionsbündnis nur leider hier irgendwie nicht wichtig findet, ist, wie viel davon tatsächlich im Gewölk steckt. Bei den Metallen muss man nämlich teilweise einige Liter Liquid am Tag wegpaffen, damit der Grenzwert für inhalative Medikamente überhaupt angekratzt wird. Und Formaldehyd und Co. entsteht bei der Dampfe über den Tag weniger, als du in der gleichen Zeit ganz normal so auspustest… ohne Dampfen. Der Mensch ist also ne fettere “Giftschleuder” als die Dampfe. Gefahr “Nebenmann”!

Für diesen Stuss mit den Schadstoffen wird als Referenz übrigens keine Studie genannt, die tatsächlich was nachgewiesen hat, sondern eine, die sich einfach nur andere Studien angeguckt hat. Das blöde dabei: Denen war’s Latte, ob die jetzt ne vernünftige oder eine Schrottstudie vor sich hatten. Da ging’s nur um die Menge, nicht die Qualität. Tatsächliche Aussagekraft hat diese Blättersammlung eher weniger.
Aber das mit den Referenzen ist in dem ganzen Papier sowieso ne knuffige Sache, kommen wir noch drauf zurück. Weiter geht’s.

“… E-Zigaretten enthalten meist Nikotin. Nikotin macht abhängig und aus Tierversuchen ist bekannt, dass es das Wachstum von Tumoren fördern und während der Schwangerschaft die Hirnreifung des Ungeborenen beeinträchtigen kann.”

Hier wird wieder eine der Lieblingsbehauptungen von Wolkenhassern in die Welt geblasen: Nikotin macht abhängig. Das Problem an der Sache ist nur, dass es dafür nicht den kleinsten Beweis gibt. Das konnte echt noch nirgendwo nachgewiesen werden, noch nicht mal in Tierversuchen. Es sieht eher so aus, dass, wenn einer noch nie was mit Nikotin zu tun gehabt hat und der donnert sich jetzt das Zeug mit der Dampfe in den Balg, dann ist da nix mit Abhängig.
Aber das Aktionsbündnis hat natürlich auch hier wieder eine Referenz zu einer Studie. Blöderweise ist das keine, die tatsächlich das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin untersucht hat, sondern in der einfach nur steht, was Nikotin so macht… und zwar, wenn’s im Tabak steckt.
Jupp, in der Studie geht’s nämlich um Nikotin im gerollten Blätterwerk, das hat mit der Dampfe so viel zu tun, wie ein Regenwurm mit dem Brenner Basistunnel. Es steht sogar in der Studie direkt drin, dass zur Abhängigkeit viel mehr gehört, als nur Nikotin. Geile Tomate.

Aber Nikotin ist ja auch sonst voll böse… oder!?
Also, öhm… nicht so wirklich. Ja, es gibt Hinweise darauf, dass Nikotin das Wachstum bestehender Tumore fördern könnte. Aber erst mal muss man dafür überhaupt schon diese fiesen Dinger im Körper haben und dann ist das auch noch alles andere als sicher.
Und man hat übrigens tatsächlich herausgefunden, dass Nikotin die Hirnreifung von Ungeborenen beeinträchtigt… bei Tieren. Und bei ziemlich heftigen Mengen von dem Zeug.
Ich bin mal so dreist und behaupte, dass sich die Gehirne von Mäusen und Menschen so’n bissel unterscheiden… nicht bei jedem, okay, aber so in der Masse. Was wir außerdem wissen, ist, dass Mäuse generell ziemlich anders auf Mister Nik reagieren. Am Menschen konnte man zumindest bis jetzt noch nix von dem ganzen Zeug beobachten.

“… zur Wirksamkeit von E-Zigaretten als Hilfsmittel zum Rauchstopp ist derzeit noch keine eindeutige Aussage möglich. Aktuell werden E-Zigaretten im Rahmen der leitliniengestützten Tabakentwöhnung nicht empfohlen. Einige Fachgesellschaften vertreten die Position, dass E-Zigaretten zum Rauchstopp versucht werden können, wenn eine leitliniengestützte Tabakentwöhnung erfolglos geblieben ist.”

Mal abgesehen davon, dass es vollkommen wurscht ist, ob die Dampfe als Rauchentwöhnungsmittel taugt,… hat ja mit der Schädlichkeit nix zu tun… gibt’s mittlerweile einige Studien zu dem Thema, die oberklar zeigen, dass die Dampfe doppelt so gut wirkt, wie Pflaster, Kaugummi und Co.
Dass in Deutschland keiner die leckere Wolke zur Rauchentwöhnung empfiehlt, sagt ja irgendwie nur, dass viele Leutchen bei uns den letzten Schuss noch nicht gehört haben. Mehr nicht. Es sagt nix darüber, ob Dampfen für “Kippenjunkies” jetzt Sinn macht oder nicht.
Ich kann ja auch nicht einfach raushauen: Bananen machen Verstopfung, weil ich die selber nicht als Abführmittel empfehle.

Und zum guten Schluss noch mal, damit das auch wirklich jeder mitkriegt:

“… auch wenn E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakrauch erheblich weniger Schadstoffe enthalten, bedeuten sie für ihre Konsumenten – insbesondere für Jugendliche – eindeutig eine Gesundheitsgefährdung.”

Nur mal zum Mitschreiben: Dieses “erheblich weniger Schadstoffe”, von dem die hier tippseln, sind 99 bis 100 Prozent weniger. Was bitte für eine Gefahr bleibt denn da noch!?
Außerdem wird das mit der Schädlichkeit ja nicht einfach wahr, weil’s hier immer wieder steht. Wir sind ja nicht im Träumdirwasland. Wär schon schön, wenn auch irgendwelche Belege für diese Gesundheitsgefährdung rausgekramt würden. Tja, in diesem bedruckten Origami… Pustekuchen.
In dem ganzen Machwerk findet man nicht gerade viele Belege für irgendwas.

Trotzdem folgt natürlich jetzt die Forderungstirade.

  1. Schutz der Jugend durch konsequenten Vollzug des Jugendschutzgesetzes und Verbot von Produktbeschreibungen, die Jugendliche in besonderem Maße ansprechen
  2. Verbot des Zusatzes von suchtsteigernden Substanzen; kontinuierliches Monitoring und Prüfung von Zusatz-und Aromastoffen hinsichtlich gesundheitsschädlicher und suchtsteigernder Wirkung
  3. Umfassendes Werbeverbot für E-Zigaretten
  4. Verwendungsverbot in Nichtraucherbereichen
  5. Besteuerung von E-Zigaretten deutlich über dem Mehrwertsteuersatz
  6. Übernahme der Entsorgungskosten für die durch den Konsum von E-Zigaretten entstehenden Abfälle durch die Industrie
  7. Politische Einflussnahme der Hersteller und Händler von E-Zigaretten, sowie ihrer Lobbygruppen transparent machen und eindämmen

Klar, man kann darüber diskutieren, ob das mit dem Jugendschutz beim Dampfen überhaupt Sinn macht. Aber da’s im Moment nun mal so ist, dass für die kleinen Racker die leckere Wolke verboten ist, muss das mit dem Jugendschutz auch klappen. Und das tut es im Land zwischen Rhein und Oder jetzt schon ziemlich gut. Man kann immer besser, aber Alarm ist da nun echt nicht.
Und wenn das mit dem Jugendschutz klappt, dann braucht man sich um Produktbeschreibungen keinen Kopp machen und erst recht ist ne Steuer Schwachsinn, die unsere Kleinen schützen soll. Genauso ist es hirnrissig, dass man für ne Sache, die harmloser als Cola ist, keine Werbung machen darf.

Dass die Dampfe in das Nichtraucherschutzgesetzt soll, ist mal der Oberblödsinn. Hier verweist das Papier auch nur auf einen Schrieb der sogenannten Innenraumhygienekommission von 2016, wo aus Nebel Feinstaub wurde und die Flüssigkeitströpfchen schädlich waren, weil… öhm… sie da waren. Wundert mich, dass noch nicht vorm Kochen oder nebligen Herbsttagen gewarnt wurde.
Wir reden hier immer noch über Disconebel mit Geschmack. Es kann jeder mit nem IQ eines Misthaufens erkennen, dass das ein riesiger Hirnfurz ist. Wir wissen mittlerweile, dass der Nebel aus der Dampfe niemandem was tut, da ist nix unsicher. Es muss also keiner vor irgendwas geschützt werden.
Hier geht’s der Frau Dr. Pötschke-Langer auch nicht um Schutz. Sie will einfach nur, dass die Leute Angst vor Dampfern haben und sie für Massenmörder halten. Hat ja bei den Rauchern auch schon funktioniert.

Lustig wird’s bei Punkt sechs. Ich zitiere mal aus der Begründung:

“Durch die aus Plastik, Metall und Batterie/Akku bestehenden Grundgeräte und die zahllosen Nachfüllfläschchen entstehen große Mengen an Sonder-und Plastikmüll.”

Mal abgesehen davon, dass Akkus sowieso vom Händler zurückgenommen werden und Elektroschrott überall bei Wertstoffhöfen meistens kostenlos ein seliges Ende finden… Plastikmüll? Echt jetzt?
Der Gesetzgeber zwingt die Hersteller und Händler, alles in kleine 10ml Minifläschchen zu füllen, und dann sollen die für diesen Unsinn auch noch in die Tasche greifen? Konfettikanone!

Ein Punkt, den ich allerdings wirklich okidoki finde, ist der letzte. Transparenz find ich super, nicht nur bei Windschutzscheiben. Aber dann für alle. Dann müssten die vom Aktionsbündnis auch mal damit rausrücken, dass damals die Pillendreher von Novartis das Bündnis über eine Agentur gegründet haben, damit sie ihre Nikotinpflästerchen besser verkaufen können. Ich wäre nicht gerade überrascht, wenn noch heute lustig die Rubel von den dicken Pharmafirmen rollen würden.
Es würde zumindest erklären, warum dieses Bündnis so einen gequirlten Kuhkot raushaut.

Eigentlich sollte man dieses Machwerk noch nicht mal ignorieren… Nur leider dürfte das aktuell auf jedem Schreibtisch von den Leutchen im Bundestag landen. So pumpt Frau Dr. Pötschke-Langer die Abgeordneten weiter voll mit Halbwahrheiten, falschen Behauptungen und verdrehten Tatsachen.

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Positionspapier des Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. zu E-Zigaretten (PDF)

3 Gedanken zu „Der Krieg der PöLa“

  1. Moin Sebastian!
    Guter Artikel. Leider ist die Pöla da nicht alleine unterwegs. Die Deutsche Gesellschaft der Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) blasen ins selbe Rohr was die Werbeverbote Jugendschutz etc. angeht. Bei denen geht es meiner Einschätzung nach nur um die Kohle, weil Big Pharma hie richtig Geld rein pummt. Tja wer mit Nikotin Ersatzprodukten oder mit Raucher Entwöhnungstherapien sein Geld verdient dem kann bei der Dampfe schon ein wenig die Düse gehen.
    MFG Roman..!

    • Danke Roman. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. ist Mitglied des Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V., von dem dieses Positionspapier ist.
      Es ist auch kein Geheimnis, dass denen die Düse geht, weil sie vor der Dampfe Angst haben. Raucher sind der größte Teil der “Kundschaft”.

  2. Wer geglaubt hat PöLa ist im Ruhestand, wird nun eines besseren belehrt. Beim ABNR lässt es sich noch viel trefflicher gegen alle Alternativen zur Tabakzigarette lobbyieren.

    Danke für Deinen Artikel!

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