Wenn die Welt so einfach wäre, Aponet mal wieder

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Titel: “E-Zigarette hilft nicht beim Rauchstopp” (21.10.2016)

Na, geile Überschrift, oder!? Da rotzen die einfach so einen raus, als wär’s ein Naturgesetz. Hach, unser Aponet… diese Schlawiner.
Der Artikel selber ist im Grunde fluppe. Nix neues, nicht sehr lang und so erhellend wie ein Meter Tunnel. Was macht der dann auf Vapoon.de?
Ganz simpel, dieser Artikel ist ein Prachtexemplar… einfach herrlich. Ab geht die Lotti.
Gleich der Aufmacher macht klar, wohin die Reise geht:

E-Zigaretten sollen dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Doch das funktioniert nur selten, wie eine Befragung der IFT-Gesundheitsförderung München zeigt. Diese zeigt, dass dass (sic!) Nutzer der E-Zigarette nach einem Jahr seltener rauchfrei sind als die übrigen Kursteilnehmenden.

Die Studie wird im Artikel dann sogar… öhm… mal kurz erwähnt:

Doch zum Rauchstopp trägt die E-Zigarette offenbar nicht unbedingt bei, wie eine Befragung unter Teilnehmern des Tabakentwöhnungsprogramms “Das Rauchfrei Programm” nahe legt. Im Ergebnis hatte die E-Zigarette einen deutlich negativen Einfluss auf die Abstinenz. Wer die E-Zigarette nutzte, war nach einem Jahr seltener rauchfrei (20 Prozent) als die übrigen Kursteilnehmenden (39 Prozent).

Bumm! Das hat gesessen. Is so!
Äh… ja… nun… nicht so ganz. Also, die Zahlen, alle korrekt, nix falsches abgesondert. Die Kunst liegt eben im Weglassen und Vereinfachen. Da sind die Aponetler riesengroß, echt volle Banane. Mussten se noch nicht mal die Studie rauskramen…  is’ schließlich auch viel zu viel Buchstabenzeug und so.
Warum Arbeit ordentlich machen, wenn das Bundesministerium für Gesundheit so schön vorgearbeitet hat. Ein Blick in deren Pressemitteilung und fertig ist der Pustekuchen. Da steht nämlich:

Die IFT-Gesundheitsförderung München hat Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tabakentwöhnungsprogramms „Das Rauchfrei Programm“ zum Nutzen der E-Zigarette beim Ausstieg befragt. Im Ergebnis hatte die E-Zigarette einen deutlich negativen Einfluss auf die Abstinenz. Wer die E-Zigarette nutzte, war nach einem Jahr seltener rauchfrei (20 Prozent) als die übrigen Kursteilnehmenden (39 Prozent).

Selber schreiben, weiß ich doch, ist furchtbar anstrengend… nee, versteh’ ich schon. Und was so’n Ministerium raushaut, das passt schon.
Sich die Studie mal selber angucken… der ist gut, oder!? Die von Aponet sind doch nicht bekloppt, das sind zwölf (in Worten: zwölf) Seiten… fast alle mit echt vielen Buchstaben.

Ich war so blöd und hab sie mir reingezogen.
Grundsätzlich nix dran auszusetzen, klare Studie, klare Ergebnisse, sauber gemacht. Aber ich empfehle Seite neun… wärmstens. Hier fällt den Leuten von der IFT-Gesundheitsförderung selber schon was auf:

Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu Studien, die festgestellt haben, dass die Nutzung der E- Zigarette den Rauchstopp fördert oder zumindest nicht behindert. Möglicherweise handelt es sich um ein spezifisches Ergebnis für die Nutzung der E-Zigarette im Rahmen des verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramms.

Bullseye, wenn man mich fragt. Und ich denk’, die ahnen da auch was:

Die untersuchte Zielgruppe war aufhör- und abstinenzmotiviert und suchte professionelle Unterstützung im Rahmen eines verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramms. Im Rahmen des Gruppenprogramms erhielten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine klare Anleitung für den Aufhörprozess. Während das verhaltenstherapeutische Vorgehen und der Einsatz von Medikation und/oder Nikotinpräparaten im Therapiemanual beschrieben waren, gab es für die Nutzung der E- Zigarette keine spezifische Programmkomponente und keine Vorgaben im Manual. Somit haben die Nutzenden der E-Zigarette möglicherweise keine oder zu wenig Anleitung bzw. spezifische Hilfestellung zum Einsatz der E-Zigarette im Rahmen der Kursdurchführung erhalten. Wenn im Rahmen eines Aufhörprogramms keine klare Direktive für die Handhabung der E-Zigarette vorgegeben wird, besteht möglicherweise bei E-Zigaretten mehr als bei Nikotinpräparaten eine Rückfallgefahr.

Mit meinen Worten: Die Kippenjunkies wollten nicht was besseres, die wollten komplett weg vom Zeug. Und genau darum ging es im Programm: Abstinenz.
Geile Sache, das Leben macht ohne Spaß halt mehr… äh… Spa… ach egal, Hauptsache lang. Jeder, wie er will.
Und dann hatten die auch keine Therapieanleitung für die Dampfe… Gehen die ohne Anleitung auch nicht kacken? Aber is’ halt Wissenschaft, hab ich keine Ahnung von. Kurz gesagt, die Dampfer wurden allein gelassen mit ihrer Dampfe.
So’n Therapieleiter hat bestimmt auch gejubelt, als einer mit so ‘nem Teufelsmaschinchen vor ihm stand. Irgendwie keine richtig guten Voraussetzungen für Erfolg.

Also, Studie geht in Ordnung, die Schlussfolgerung des Ministeriums ist nur halt daneben. Genau so wie die Überschrift von Aponet… aber hey, versteh’ ich.
Mit der Überschrift “Bei einem ausgewählten Kreis von Menschen, welche komplett durch ein Therapieangebot für absolute Abstinenz mit dem Rauchen aufhören wollten und bei dem sie mit der E-Zigarette allein gelassen wurden, sind nach einem Jahr weniger mit Dampfe abstinent als ohne” lassen sich einfach keine Kaugummis und Pflästerchen verticken.

Artikel von Aponet.de auf Archive.org: https://web.archive.org/web/20161021141441/http://www.aponet.de/aktuelles/ihr-apotheker-informiert/20161021-e-zigarette-hilft-nicht-beim-rauchstopp.html
Link zur Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums (PDF): http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Pressemitteilungen/2016/2016_4/161019-52_PM_E-Zigarette.pdf
Link zum Studienergebnis von der IFT-Gesundheitsförderung GmbH (PDF): https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Drogen_Sucht/Abschlussbericht/161005_Anlage_6-Abschlussbericht_IFT.pdf