21.05.2018

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WISSENSCHAFT:

“Wet Lung” Einzelfallbeschreibung: Hypersensitivity Pneumonitis and Acute Respiratory Distress Syndrome From E-Cigarette Use
(Bemerkung: Siehe Stellungname von Dr. Farsalinos unten in VapeNews.com)

MEDIEN:

InfoSperber.ch: Behörde verlangt interne Dokumente von E-Zigaretten-Herstellern

INTERNATIONAL:

VapingPost.com: FDA Demands Additional Documentation in Order to Understand E-Cigs’ Youth Appeal

VapeNews.com: Dr. Farsalinos Responds To The “Wet Lung” Imbroglio (18.05.2018)

Planet of the Vapes: Vape Collective 2018

Planet of the Vapes: Pediatrics’ Pants On Fire

Formaldehyd und andere aufgeblasene Mücken

Werfen wir doch heute mal unsere Glubscher auf die fiesen Stöffchen im Nebel, schließlich werden die von Wolkenhassern immer wieder gerne durchs Gebüsch im Blätterwald geprügelt. Und schon mal sorry, heute wird’s massig Zahlen pladdern. Aber hey, Lebbe is Wurstbrot, das packen wir schon. Ab die Lotti!

Der Dieter Bohlen unter den Tennisprofis ist klipp und klaro das Formaldehyd (a.k.a. Methanal, CH2O oder schlicht “Monster-F”). Das Zeug ist das einfachste Aldehyd und ein voll normales Zwischenprodukt beim Rumgestoffwechsel von Säugetieren. Es ist also nicht nur in fast jedem Menschen drin, sondern wird sogar ständig von uns Zweibeinern fabriziert… ca. 50g am Tag, also so’n kleiner Schokoriegel voll.
“Monster-F” gibt’s aber auch in vielen lecker Sachen wie Obst oder Gemüse, allein in ner Banane sind so um die 1,8mg. In Holz kommt’s massig vor und es entsteht heftig, wenn was organisches nicht so richtig abfackelt.
Das Stöffchen gibt’s also meistens zuhauf, wenn’s Rauch gibt.

Formaldehyd is böse, klar. Jetzt nicht so “plutoniumstabböse”, aber eben auch nicht grad nett. Zu viel davon und es brutzelt dir die Äuglein weg und du kippst irgendwann aus den Socken. Auf Dauer kann’s dir auch nervige Tumörchen in den Rachen und den Gesichtserker zaubern… aber erst, ab ner gewissen Menge.

“Monster-F” ist’n kleiner Star unter den Böslingen, fast jeder kennt’s und fast jeder hält’s für’n echten Megafießling. Das ist so’n bissel der Voldemort unter den Stöffchen, du braucht seinen Namen nur flüstern und alle drehen am Rad.
Das finden die Wolkenhasser natürlich supidupi. Da müssen die im Dunst von ner Dampfe nur so’n Fitzel finden und schon läuft die Sache. Durch den Blätterwald rauscht sofort fett der Aufmacher: “Formaldehyd: E-Zigaretten tödlich!”. Wie viel, wann und warum ist doch wurscht. Details sind für Heimscheißer.

Ganz klar, “Monster-F” gibt’s im Nebel, will ich den heißen Brei nicht tot sabbeln. Aber…

Was die Feinde der leckeren Wolke nicht gerne von sich geben, ist, wie viel von dem Zeug überhaupt im Gewölk steckt. Das ist nämlich mal oberwichtig, die Menge macht eben erst die Wurst!
Tatsächlich wissen wir voll genau, was so an “Monster-F” im Nebel steckt, das hat der Dr. Farsalinos ohne rumgekokel mal ausgemetert. Der hat im Nebel von 5ml Liquid… so die Menge, die der Normalodampfer weghaut… um die 85µg Formaldehyd gefunden, also 0,085mg. Natürlich ist das jetzt nicht bei jeder Dampfe gleich, aber so um den Dreh passt’s schon.

Und, ist das jetzt mächtig aua?
Kurz gesagt: Nö, nicht die Bohne.
Klar ist “frische Bergluft” irgendwie gesünder,… öhm… nur jetzt nicht wirklich dolle. Denn selbst mit Bergluft ziehst du dir um die 25µg am Tag von dem Zeug in den Pneu. Dann solltest du aber auch den Messner machen und allein auf’n Gipfel kraxeln. Denn wenn neben dir einer hechelt, isses auch wieder Essig. So’n Zweibeiner haut am Tag nämlich selber ca. 150µg Formaldehyd raus.

Aber keine Angst, musst nicht gleich dem Nebenmann die Futterluke zutackern, das ist alles noch voll im grünen Bereich. Wär auch sonst nicht gerade fluffig: In ner deutschen Stadt pfeifst du dir am Tag 105µg von dem Zeug rein und Stubenhocker haben’s auch nicht besser, in so ner Durschnittsbehausung kommt man sogar schnell auf täglich 480µg.
Und wir leben trotzdem alle noch… gut, außer die Toten… aber… öhm.. egal, du weißt schon.

Die eine Million Kröten Frage ist also: Ab wann wird’s aua?
Die Leutchen vom Umweltbundesamt haben da’n klares Statement. Für die ist bei 1500µg “Monster-F” täglich immer noch alles knorke und bei der Maloche dürfen’s sogar bis 1850µg sein, die man sich so in acht Stunden reinpfeifen darf.

1500µg Formaldehyd sind also noch voll okay… öhm… aber 85µg sind furchtbar böse. Ich weiß, Mathe is’n Arschloch und Arithmetik hat nix mit Buschtrommeln zu tun… aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass da mächtig was im Gebüsch flattert. Da kommt über 17 mal weniger böses Zeug aus der Dampfe, als die Peilung vom Umweltbundesamt vorgibt.
Mal anders geplaudert: Du könntest dir am Tag über 80ml Wolkentonikum reinpfeifen und es wär immer noch alles dufte.

Aber nur “frische Bergluft” ist doch echt supi?
Nicht wirklich, sonst gäb’s ja keine Grenzwerte. Auch wenn die Spaßvögel vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle am DKFZ im malerischen Heidelberg da ne echt… öhm… schräge Meinung haben. Schon 2015 hat Dr. Katrin Schaller im Deutschlandfunk ernsthaft rausgehauen:

“Beim Erhitzen der Liquids entstehen zum Teil krebserzeugende Substanzen wie zum Beispiel Formaldehyd, Acetaldehyd. Die Mengen sind geringer als im Tabakrauch. Aber bei krebserzeugenden Substanzen, insbesondere wenn es sich um solche Gemische handelt, gibt es keinen Wert, unterhalb dessen die als unbedenklich bezeichnet werden können.”

Da scheinen die DKFZ Leutchen aber echt mal allein auf weiter Flur. Selbst das Umweltbundesamt sieht das bei Formaldehyd irgendwie anders:

“Die genannten, letztendlich krebserregenden Wirkungen sind somit unterhalb einer bestimmten Formaldehydkonzentration im Allgemeinen nicht zu erwarten.”

Und Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident vom BfR, wusste schon 2006:

“Bei Raumluftwerten von oder unterhalb von 124 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter ist praktisch keine krebsauslösende Wirkung mehr zu erwarten.”

Fast jeder, der’n bissel Ralle hat, weiß also, dass Formaldehyd erst ab ner gewissen Menge fies wird. Drunter kommen wir supi klar mit dem Stöffchen… und mit 85µg erst recht. Wenn’s um “Monster-F” geht, ist es also wuppe, ob wir uns irgendwo auf dem Matterhorn die frische Luft durch die Nüstern ziehen oder lieber lecker Nebel wegfluppen, der nach Himbeeren schnüffelt. “Frische Bergluft”? Am Arsch!

Und bei der buckeligen Verwandtschaft vom Formaldehyd sieht’s auch nicht anders aus. Gerne finden die Weißkittel in den Wölkchen ja auch Acetylaldehyd oder Acrolein… hört sich alles ja auch so mega bibber an.
Gucken wir uns aber mal an, was ne Menge tatsächlich im Dunst schlummert, dann wird’s schnell so’n bissel lächerlich.

Da kommt dann so um den Daumen 50µg Acetaldehyd aus 5ml Liquid. Wow, heftig, fast so viel, wie du selbst schon täglich aus der Gosche dünstest, das sind nämlich so um die 70µg. Der Richtwert von dem Zeug liegt sogar bei 1500µg am Tag. Die Schallmauer für Acetaldehyd liegt also irgendwo um die 150ml Liquid täglich wegpaffen. Ui, was ne Gefahr.

Nun noch das liebe Acrolein, bei dem Stöffchen haben wir nen Arbeitsplatzgrenzwert von 1000µg in acht Stunden. Das packen wir mit der Dampfe nicht so ganz, die bringt’s nur auf schlappe 60µg im Nebel. Schallgrenze haben wir hier also bei 80ml Liquid, die du schaffen musst. Viel Spaß dabei.

So, noch mal langsam und zum mitduschen: Klar ist das ganze Zeug drin, es tut nur nix.
Oder noch klarer: Das ist so, als würd ich auf’m mega Luxusdampfer… also, öhm, kein mit fetten Klunkern zugedonnerter Cloudchaser, ich mein da jetzt echt’n Schiff… ein Gläschen Wasser verschütten und alle machen einen auf Titanic.

Hier werden Pippimengen aufgeblasen, weil man sonst nix gegen die Dampfe in den Griffeln hat. Die gleiche Soße, wie bei den ganzen Schwermetallen, wo du Literweise Liquid wegziehen musst, um irgend nen Grenzwert zu streifen.
Also, lasst doch endlich mal die bekloppte “Bergluft”, wo sie hingehört. Bananen vergleicht ja auch keiner mit ner frischen Almwiese, nur weil in der’n Fitzel weniger Formaldehyd drin ist.

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Quellen:

Studie von Dr. Farsalinos: Aldehyde levels in e-cigarette aerosol: Findings from a replication study and from use of a new-generation device
Richtwerte (Formaldehyd/Acetaldehyd): https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/355/bilder/dateien/0_ausschuss_fuer-innenraumrichtwerte_empfehlungen_und_richtwerte_20180412.pdf
Arbeitsplatzgrenzwerte: https://www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/TRGS/pdf/TRGS-900.pdf?__blob=publicationFile&v=10
Messwerte Formaldehyd (Innenraum und Außenluft): http://www.noxen.de/publik/12/expo.html
Formaldehyd in Lebensmitteln: http://www.cfs.gov.hk/english/programme/programme_rafs/programme_rafs_fa_02_09.html
Acetaldehyd in der Atemluft: https://hero.epa.gov/hero/index.cfm/reference/details/reference_id/989514

Zitate:

Dr. Katrin Schaller: http://www.deutschlandfunk.de/e-zigarette-hoch-gefaehrlich-oder-harmlos.676.de.html?dram:article_id=328224
Bundesumweltamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/formaldehyd#textpart-2
Dr. Dr. Andreas Hensel: http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2006/14/krebserregende_wirkung_von_eingeatmetem_formaldehyd_hinreichend_belegt-7858.html

Berechnungsgrundlage für die addierten Werte: Durchschnittliche Atemmenge eines Menschen > ca. 15m3/Tag
Vielen Dank an Dr. Bernd Mayer für seine Hilfe.