Erst fiel er um, dann wurd’ er erschossen

Über eine Kuhdungstudie der besonderen Art.

Es gibt zwei Studien, die nachgewiesen haben wollen, dass Dampfen das Risiko für Herzklabaster und Hirnschlag erhöht.
An beiden Studien war maßgeblich der US-amerikanische Raketenwissenschaftler Prof. Dr. Stanton Glantz beteiligt, der auf magische Weise mittlerweile einen Lehrstuhl für Medizin an der University of California (San Francisco) inne hat.
Und so wenig Ahnung, wie er von Medizin zu haben scheint, hat er offensichtlich auch vom korrekten wissenschaftlichen Arbeiten.

Denn beide Studien haben eins gemeinsam, sie zaubern aus Korrelation Kausalität.

Damit jeder weiß, worum’s geht: Korrelation ist, wenn zwei (oder auch mehr) Sachen passieren, die in irgendeiner Weise was miteinander zu tun haben.
Ein Beispiel: Im Winter dröhnt uns aus dem Radio deutlich häufiger “Last Christmas” entgegen, als zu jeder anderen Jahreszeit, und gleichzeitig steigt die Zahl der Autounfälle sprunghaft in die Höhe. Das ist eine Korrelation… aber keine Kausalität.
Denn ob man’s glaubt oder nicht, die Leute krachen nicht häufiger mit ihren Karren ineinander, weil sie sich vor Schreck die Ohren zuhalten, sondern weil die Straßen im Winter öfter mal glatt sind. Und der allseits beliebte Evergreen von WHAM! wird eben vor allem um Weihnachten rum hoch und runter gejodelt… hat mit Straßenverkehr nix zu tun.

Bei Kausalität müssen die Dinge schon direkt was miteinander zu tun haben, das eine muss Ursache des anderen sein: Wenn mehr Leute Kopfschmerzen haben, dann steigen die Verkaufszahlen von Schmerztabletten.
Für Kausalität ist die Abfolge auch noch verdammt wichtig. Das eine war zuerst da und deshalb passiert das andere danach. Es kriegt ja keiner Kopfschmerzen, weil die Verkaufszahlen von Schmerztabletten steigen.

Zurück zu den Studien vom Herrn Glantz. Der hat sich nämlich Umfragen angeguckt, in denen die Leute unter anderem angegeben hatten, ob sie Dampfen und ob sie schon mal einen Herzinfarkt… oder so was in der Art… hatten.
Und, oh Wunder, da hat er ne Korrelation gefunden.

Soweit wär ja alles noch in Ordnung… Unfälle und nervige Ohrwürmer eben. Aber jetzt hat er alles, was er über sauberes wissenschaftliches Arbeiten wusste, wenn er es jemals gewusst hat, einfach vergessen und seinen Zauberstab rausgeholt. Schwups, schon haben wir eine Kausalität.
Die Menschen hatten Herzinfarkte und Co., weil sie dampften.

Problem an der Sache ist nur, dass das Dampfen jetzt auch für die Herzinfarkte verantwortlich sein soll, die jemand hatte, bevor er mit dem Dampfen angefangen hat. Die Wirkung kommt also vor der Ursache… öhm. Ich würde mal sagen, das ist einen Nobelpreis für Physik wert. Konfettikanone!

Natürlich ist das Kuhdung. Nicht nur, dass die Studie schon das Problem hat, dass fast alle Dampfer ehemalige Raucher sind. Raucher haben eh schon ein erhöhtes Risiko für Pumpenprobleme, auch noch, nachdem sie dem gerollten Blätterwerk abgeschworen haben… zumindest ne Weile lang. Sondern viele dieser Leutchen dampfen überhaupt nur, weil sie Probleme mit der Gesundheit hatten. Hier ist also der Herzinfarkt Grund dafür, dass einer der leckeren Wolke frönt und nicht anders rum.

Wie erwähnt, gibt’s zu dem Thema zwei Machwerke des Mister Glantz. Und konnte man bei der ersten Studie noch behaupten, hier war nur ein verdrehter Geist am Werk, der etwas unsauber hantiert hat, muss man bei der zweiten eigentlich endgültig Absicht unterstellen.
Da hat der Raketenwissenschaftler nämlich “übersehen”, dass in den Umfragen drin steht, wann die Leutchen Herzklabaster hatten. Bei einigen war das, bevor es die Dampfe überhaupt gab.

Da hat also ein Weißkittel nicht nur mies gearbeitet, sondern dabei sogar noch geschlampt.
Kein Wunder, dass es jetzt Kollegen gibt, die Dr. Glantz bzw. das Journal, in dem der wissenschaftliche Kernschrott veröffentlicht wurde, auffordern, das Teil wieder zurückzuziehen. Ein Wunder ist eher, dass es nur so wenige sind.
Der erste war Brad Rodu, worüber Vapers.guru bereits berichtet hat, dem sich nun auch Dr. Konstantinos Farsalinos angeschlossen hat.
Ob’s was bringt, werden wir sehen. Stanton Glantz wird’s eh nicht weiter jucken, sein Job ist getan, die fetten Schlagzeilen gemacht und seine Kohle kriegt er auch weiter.

Was bleibt, ist noch ein Knacks mehr in der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft, fette Schlagzeilen von Herzklabaster machenden E-Zigaretten und etliche Nichtdampfer und Dampfer, die deshalb glauben, die leckere Wolke sei schlecht für die Pumpe.

Fakt ist aber: Bis heute gibt es nicht einen einzigen seriösen Hinweis darauf, dass Dampfen schlecht für Herz und Co. ist.

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Artikel in Vapers.guru: Wissenschaftler greift Fake Studie öffentlich an
Stellungnahme von Dr. Farsalinos: E-cigarette use increases the risk of heart attacks that happened 10 years before e-cigarette use initiation (!!!)

Erwähnte Studien:
Glantz et al.: Association Between Electronic Cigarette Use and Myocardial Infarction
Glantz et al.: Electronic Cigarette Use and Myocardial Infarction Among Adults in the US Population Assessment of Tobacco and Health

Formaldehyd und andere aufgeblasene Mücken

Werfen wir doch heute mal unsere Glubscher auf die fiesen Stöffchen im Nebel, schließlich werden die von Wolkenhassern immer wieder gerne durchs Gebüsch im Blätterwald geprügelt. Und schon mal sorry, heute wird’s massig Zahlen pladdern. Aber hey, Lebbe is Wurstbrot, das packen wir schon. Ab die Lotti!

Der Dieter Bohlen unter den Tennisprofis ist klipp und klaro das Formaldehyd (a.k.a. Methanal, CH2O oder schlicht “Monster-F”). Das Zeug ist das einfachste Aldehyd und ein voll normales Zwischenprodukt beim Rumgestoffwechsel von Säugetieren. Es ist also nicht nur in fast jedem Menschen drin, sondern wird sogar ständig von uns Zweibeinern fabriziert… ca. 50g am Tag, also so’n kleiner Schokoriegel voll.
“Monster-F” gibt’s aber auch in vielen lecker Sachen wie Obst oder Gemüse, allein in ner Banane sind so um die 1,8mg. In Holz kommt’s massig vor und es entsteht heftig, wenn was organisches nicht so richtig abfackelt.
Das Stöffchen gibt’s also meistens zuhauf, wenn’s Rauch gibt.

Formaldehyd is böse, klar. Jetzt nicht so “plutoniumstabböse”, aber eben auch nicht grad nett. Zu viel davon und es brutzelt dir die Äuglein weg und du kippst irgendwann aus den Socken. Auf Dauer kann’s dir auch nervige Tumörchen in den Rachen und den Gesichtserker zaubern… aber erst, ab ner gewissen Menge.

“Monster-F” ist’n kleiner Star unter den Böslingen, fast jeder kennt’s und fast jeder hält’s für’n echten Megafießling. Das ist so’n bissel der Voldemort unter den Stöffchen, du braucht seinen Namen nur flüstern und alle drehen am Rad.
Das finden die Wolkenhasser natürlich supidupi. Da müssen die im Dunst von ner Dampfe nur so’n Fitzel finden und schon läuft die Sache. Durch den Blätterwald rauscht sofort fett der Aufmacher: “Formaldehyd: E-Zigaretten tödlich!”. Wie viel, wann und warum ist doch wurscht. Details sind für Heimscheißer.

Ganz klar, “Monster-F” gibt’s im Nebel, will ich den heißen Brei nicht tot sabbeln. Aber…

Was die Feinde der leckeren Wolke nicht gerne von sich geben, ist, wie viel von dem Zeug überhaupt im Gewölk steckt. Das ist nämlich mal oberwichtig, die Menge macht eben erst die Wurst!
Tatsächlich wissen wir voll genau, was so an “Monster-F” im Nebel steckt, das hat der Dr. Farsalinos ohne rumgekokel mal ausgemetert. Der hat im Nebel von 5ml Liquid… so die Menge, die der Normalodampfer weghaut… um die 85µg Formaldehyd gefunden, also 0,085mg. Natürlich ist das jetzt nicht bei jeder Dampfe gleich, aber so um den Dreh passt’s schon.

Und, ist das jetzt mächtig aua?
Kurz gesagt: Nö, nicht die Bohne.
Klar ist “frische Bergluft” irgendwie gesünder,… öhm… nur jetzt nicht wirklich dolle. Denn selbst mit Bergluft ziehst du dir um die 25µg am Tag von dem Zeug in den Pneu. Dann solltest du aber auch den Messner machen und allein auf’n Gipfel kraxeln. Denn wenn neben dir einer hechelt, isses auch wieder Essig. So’n Zweibeiner haut am Tag nämlich selber ca. 150µg Formaldehyd raus.

Aber keine Angst, musst nicht gleich dem Nebenmann die Futterluke zutackern, das ist alles noch voll im grünen Bereich. Wär auch sonst nicht gerade fluffig: In ner deutschen Stadt pfeifst du dir am Tag 105µg von dem Zeug rein und Stubenhocker haben’s auch nicht besser, in so ner Durschnittsbehausung kommt man sogar schnell auf täglich 480µg.
Und wir leben trotzdem alle noch… gut, außer die Toten… aber… öhm.. egal, du weißt schon.

Die eine Million Kröten Frage ist also: Ab wann wird’s aua?
Die Leutchen vom Umweltbundesamt haben da’n klares Statement. Für die ist bei 1500µg “Monster-F” täglich immer noch alles knorke und bei der Maloche dürfen’s sogar bis 1850µg sein, die man sich so in acht Stunden reinpfeifen darf.

1500µg Formaldehyd sind also noch voll okay… öhm… aber 85µg sind furchtbar böse. Ich weiß, Mathe is’n Arschloch und Arithmetik hat nix mit Buschtrommeln zu tun… aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass da mächtig was im Gebüsch flattert. Da kommt über 17 mal weniger böses Zeug aus der Dampfe, als die Peilung vom Umweltbundesamt vorgibt.
Mal anders geplaudert: Du könntest dir am Tag über 80ml Wolkentonikum reinpfeifen und es wär immer noch alles dufte.

Aber nur “frische Bergluft” ist doch echt supi?
Nicht wirklich, sonst gäb’s ja keine Grenzwerte. Auch wenn die Spaßvögel vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle am DKFZ im malerischen Heidelberg da ne echt… öhm… schräge Meinung haben. Schon 2015 hat Dr. Katrin Schaller im Deutschlandfunk ernsthaft rausgehauen:

“Beim Erhitzen der Liquids entstehen zum Teil krebserzeugende Substanzen wie zum Beispiel Formaldehyd, Acetaldehyd. Die Mengen sind geringer als im Tabakrauch. Aber bei krebserzeugenden Substanzen, insbesondere wenn es sich um solche Gemische handelt, gibt es keinen Wert, unterhalb dessen die als unbedenklich bezeichnet werden können.”

Da scheinen die DKFZ Leutchen aber echt mal allein auf weiter Flur. Selbst das Umweltbundesamt sieht das bei Formaldehyd irgendwie anders:

“Die genannten, letztendlich krebserregenden Wirkungen sind somit unterhalb einer bestimmten Formaldehydkonzentration im Allgemeinen nicht zu erwarten.”

Und Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident vom BfR, wusste schon 2006:

“Bei Raumluftwerten von oder unterhalb von 124 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter ist praktisch keine krebsauslösende Wirkung mehr zu erwarten.”

Fast jeder, der’n bissel Ralle hat, weiß also, dass Formaldehyd erst ab ner gewissen Menge fies wird. Drunter kommen wir supi klar mit dem Stöffchen… und mit 85µg erst recht. Wenn’s um “Monster-F” geht, ist es also wuppe, ob wir uns irgendwo auf dem Matterhorn die frische Luft durch die Nüstern ziehen oder lieber lecker Nebel wegfluppen, der nach Himbeeren schnüffelt. “Frische Bergluft”? Am Arsch!

Und bei der buckeligen Verwandtschaft vom Formaldehyd sieht’s auch nicht anders aus. Gerne finden die Weißkittel in den Wölkchen ja auch Acetylaldehyd oder Acrolein… hört sich alles ja auch so mega bibber an.
Gucken wir uns aber mal an, was ne Menge tatsächlich im Dunst schlummert, dann wird’s schnell so’n bissel lächerlich.

Da kommt dann so um den Daumen 50µg Acetaldehyd aus 5ml Liquid. Wow, heftig, fast so viel, wie du selbst schon täglich aus der Gosche dünstest, das sind nämlich so um die 70µg. Der Richtwert von dem Zeug liegt sogar bei 1500µg am Tag. Die Schallmauer für Acetaldehyd liegt also irgendwo um die 150ml Liquid täglich wegpaffen. Ui, was ne Gefahr.

Nun noch das liebe Acrolein, bei dem Stöffchen haben wir nen Arbeitsplatzgrenzwert von 1000µg in acht Stunden. Das packen wir mit der Dampfe nicht so ganz, die bringt’s nur auf schlappe 60µg im Nebel. Schallgrenze haben wir hier also bei 80ml Liquid, die du schaffen musst. Viel Spaß dabei.

So, noch mal langsam und zum mitduschen: Klar ist das ganze Zeug drin, es tut nur nix.
Oder noch klarer: Das ist so, als würd ich auf’m mega Luxusdampfer… also, öhm, kein mit fetten Klunkern zugedonnerter Cloudchaser, ich mein da jetzt echt’n Schiff… ein Gläschen Wasser verschütten und alle machen einen auf Titanic.

Hier werden Pippimengen aufgeblasen, weil man sonst nix gegen die Dampfe in den Griffeln hat. Die gleiche Soße, wie bei den ganzen Schwermetallen, wo du Literweise Liquid wegziehen musst, um irgend nen Grenzwert zu streifen.
Also, lasst doch endlich mal die bekloppte “Bergluft”, wo sie hingehört. Bananen vergleicht ja auch keiner mit ner frischen Almwiese, nur weil in der’n Fitzel weniger Formaldehyd drin ist.

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Quellen:

Studie von Dr. Farsalinos: Aldehyde levels in e-cigarette aerosol: Findings from a replication study and from use of a new-generation device
Richtwerte (Formaldehyd/Acetaldehyd): https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/355/bilder/dateien/0_ausschuss_fuer-innenraumrichtwerte_empfehlungen_und_richtwerte_20180412.pdf
Arbeitsplatzgrenzwerte: https://www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/TRGS/pdf/TRGS-900.pdf?__blob=publicationFile&v=10
Messwerte Formaldehyd (Innenraum und Außenluft): http://www.noxen.de/publik/12/expo.html
Formaldehyd in Lebensmitteln: http://www.cfs.gov.hk/english/programme/programme_rafs/programme_rafs_fa_02_09.html
Acetaldehyd in der Atemluft: https://hero.epa.gov/hero/index.cfm/reference/details/reference_id/989514

Zitate:

Dr. Katrin Schaller: http://www.deutschlandfunk.de/e-zigarette-hoch-gefaehrlich-oder-harmlos.676.de.html?dram:article_id=328224
Bundesumweltamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/formaldehyd#textpart-2
Dr. Dr. Andreas Hensel: http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2006/14/krebserregende_wirkung_von_eingeatmetem_formaldehyd_hinreichend_belegt-7858.html

Berechnungsgrundlage für die addierten Werte: Durchschnittliche Atemmenge eines Menschen > ca. 15m3/Tag
Vielen Dank an Dr. Bernd Mayer für seine Hilfe.

Artikel von RP-Online sind nicht harmlos

RP Online / Gesundheit

Titel: “E-Zigaretten sind nicht harmlos” (26.10.2016)

Wham! Mitten in die Kauleiste. Eine Überschrift wie Donnerhall… und sagt soviel aus wie… drei Blätter Toilettenpapier mit Blümchenmuster.
Wart’ mal, kann ich auch: “Cola ist nicht harmlos”… hm… irgendwie nicht dasselbe.
Is’ voll korrekt, hab’ ich aber nicht halb so viel Angst vor… krieg’ jetzt sogar Durst auf die braune Zuckerbrühe. Ich glaube, ich weiß den Grund… Moment, ich zeig’s mal: “Mörderspinnen sind nicht harmlos”. Gesehen? Jetzt gruselt’s einen. Und Mörderspinnen sind doch’n Witz. Aber E-Zigaretten… ui, echte Gefahr.

Warum ich so auf der Überschrift rum reite? Der Rest ist wie die Überschrift, und das zeigt schon der Aufmacher:

“Ungefährlicher als Tabak, aber dennoch risikoreich: Die Inhaltsstoffe des Dampfes können gesundheitsschädlich sein.”

Neben den klassischen “könnte & Co.” gib’s in dem… öhm… grandiosen Artikel der RP echt tolle Schmankerl… so’n richtiges Lehrstück für “tendenziöse Berichterstattung”.
Direkt am Anfang schon, einfach toll… hab’ ich so direkt noch nicht geseh’n. Da wird aus den Dampfern mal schnell ‘ne Art Geheimbund… so illuminatenmäßig… nur halt mit Wolken.

“Sie nennen sich die “Dampfer”. In jeder größeren Stadt treffen sie sich regelmäßig zu ihren Stammtischen. Oder sie tummeln sich in speziellen Foren im Internet. Die kleine Gemeinde der Konsumenten von E-Zigaretten ist in Deutschland gewachsen.”

Bin ich der einzige, den’s jetzt ein bissel gruselt? So in der Art: “Die Dampfer – Unheil aus dem Nebel”. Die Dunstzombies rotten sich schon zu Scharen zusammen, aus “Dark-Net” wird “Dampf-Net”… ‘ne Gefahr für jeden Ottonormalbürger.

Regel Nummer eins: Identifiziere und separiere den Feind! So is’n “Dampfer” nicht mehr der hilfreiche Heinz von nebenan, der große Bruder, die nette Schwester oder das süße Kind… nöpp, er ist Teil einer verschworenen Gemeinde… die mit Dampfzeichen kommuniziert… oder so… egal.

Ganz wichtig dabei, der Dampfer an sich… also “Homo Fumosus”… ist nicht Teil der Gesellschaft, er steht neben ihr, unter ihr… eine Subkultur. Und noch geiler, Dampfer sind entweder Nikotinjunkies oder Schwachmaten. Glaubst du nicht? Na, aber die RP würde doch nicht… hier steht’s:

“Doch mit der Bewertung des Produktes tut sich die Gesellschaft immer noch schwer. Ist es ein Konsumartikel für Süchtige? Oder ein Hilfsmittel für den Ausstieg aus dem Raucherleben? Manche Dampfer bezeichnen sich gar als Pioniere einer modernen Subkultur.”

Ein Prachtstück journalistischer Sachlichkeit… Applaus.
So, nun kommt noch der obligatorische Fachmann, in diesem Fall Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung an der FH Frankfurt. Der hat nämlich vor kurzem ein Buch rausgehauen, da braucht man RP… äh… PR. Aber das sei ihm gegönnt, irgendwie muss die Butter ja auf’s Brot. Na, und dieser Herr Stöver…

“…beobachtet in Deutschland jedenfalls “einen eklatanten Mangel an öffentlicher Diskussion über die E-Zigarette”.”

Jupp, klare Suppe, find’ ich auch. Kann man da nich’ was tun? Ah, Moment…

“Deshalb hat er eine Tagung organisiert, bei der schnell klar wird, wie eng E-Zigaretten und Tabakkonsum verknüpft sind. Die Mainzer Studie besagt, dass nur ein Viertel der Dampfer ganz auf E-Zigaretten umgestiegen ist. Die meisten, 750 Tausend Deutsche, sind Doppelnutzer – sie dampfen und rauchen.”

Ah, darum ging’s? Die Verknüpfung von E-Zigaretten und Tabakkon… bittewie? Und was’n für ‘ne Mainzer Studie? Ich kenn’ nur die aus Hamburg, bei der sind’s aber 7,5% Dualuser… Is’ der RP da ‘n Komma verrutscht? Kann ja mal… ich meine Stress und so… sind doch nur Zahlen.
Mit Quellenangaben haben die’s bei der RP aber auch nicht. Da sind’s irgendwelche Zahlen von Statistiken… holdriho, der Gaul geht durch.

“Auch Zahlen aus Großbritannien belegen eine enge Beziehung: Fast ein Fünftel der Raucher auf der Insel dampft gleichzeitig. Und wer nie geraucht hat, scheint auch nicht anfällig für die E-Zigarette zu sein. Nach der britischen Statistik inhaliert nur ein halbes Prozent der Niemals-Raucher den künstlichen Dampf.”

Also, dass es auf der Insel so oft Nebelsuppe gibt… kein Wunder, wenn so viele Briten gleichzeitig an der Dampfe nuckeln… och Göttchen, ich liebe Sprache. Aber zurück zu den Zahlen, woher auch immer sie kommen mögen.
Da sind noch mehr im Anmarsch, so richtig doll represervative… repräsi… wissenschaftliche. Vorher kommt noch’n kleiner Schlenker zur Bastellust der Männer… megawichtig… Na, is’ doch lustig, lockert auf… egal. Weiter im Text:

“Christoph Kröger, der seit Jahren Raucherentwöhnungskurse begleitet, bezweifelt aber den Nutzen. 40 Prozent der Teilnehmer seiner Kurse, die sich das Rauchen ohne Hilfsmittel abgewöhnen wollen, sind nach einem Jahr noch abstinent. “Wenn die Teilnehmer als Unterstützung zur E-Zigarette greifen, sinkt dieser Wert auf 19 Prozent”, erzählt der Psychologe.”

Echt jetzt? Die RP fragt einen Typen, der sein Geld mit Rauchentwöhnungskursen verdient, wie er E-Dampfen findet? Da werf’ ich Kamelle!
Dieser Herr Kröger dürfte Herr Dr. Kröger von der IFT-Gesundheitsförderung GmbH sein und ich verwett’ meine Dampfe drauf, dass die Zahlen, die da so locker durch die Botanik geworfen werden, aus der Studie “Nutzung und Nutzen der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung” stammen. Jupp, nur ist die Studie halt wie ein Kaktusragout, man sollte sie mit Vorsicht genießen… ham die sogar selber in ihr Papier geschrieben.
Im Grunde ist dann auch schon wurscht, dass die RPler bei den Prozentzahlen ein bisschen rumgerundet haben… also aus 20% wurden 19% und aus 39% dann 40%… na, so über den Daumen passt’s schon.

Nun geht’s doch noch zur Studie nach Hamburg, aber nur um sanft den “Dualuser” einzuführen. Dass der Doppelnutzen mal gar nicht so bekloppt ist,… besser als nur Kippe zumindest… da sind sich Stöver und Silke Kuhn, die Psychologin von der Studie aus Hamburg, dann doch recht einig.

Nu, wird’s allerdings ‘n tucken heftig. Da deppert der liebe Herr Stöver mal eben die Studie des Royal College of Physicians ‘n bissel zusammen.

“Die Dampfer zitieren dabei gern eine offizielle britische Studie, nach der E-Zigaretten sogar 95 Prozent weniger schädlich seien. Doch diese Zahl hält einer genauen Betrachtung nicht Stand. “Die Bewertung wurde anhand von 14 Kriterien vorgenommen”, erklärt Stöver, “für die meisten dieser Kriterien liegen jedoch nach Angaben der britischen Expertengruppe nicht genug wissenschaftliche Daten vor.”

So, ihr Laien vonner Insel, das habt ihr davon, jetzt erklärt euch der Onkel Stöver mal flugs die Welt. Aber mal ehrlich, war doch so sicher wie ‘ne Windel, dass irgendwann einer an den 95% sägt.

Das BfR darf auch mal ran… so von wegen “bestimmungsgemäßer Konsum” und  “deutlich ungefährlicher”… jippieh… Und dann geht’s in die letzte Runde:

Denn Dampfen ist zwar besser als Rauchen, aber die Inhaltsstoffe sind keineswegs harmlos. Sie können Allergien auslösen, schädigen die Lunge, einige stehen unter Krebsverdacht. Bei vielen Substanzen im Gemisch der Liquids ist nicht gut genug untersucht, wie sie wirken, wenn sie sich mit dem Dampf in der Lunge ausbreiten können. Für Risikoforscher Henkler wäre es schon ein Fortschritt, wenn es eine Reglementierung der Inhaltsstoffe gäbe.

Uffgepasst und lernen! Ganz wichtig is’, so oft es geht das Wort “harmlos” zu verwenden… da passt nämlich immer ein “nicht” oder “keineswegs” davor.
Probier mal aus: “Wasser ist keineswegs harmlos.” Klaro! Schon mal versucht unter Wasser zu atmen… macht kein’ Spaß.

Aber geht lustig weiter. Is’ ja wurscht, dass die Allergien nix mit den Liquids zu tun haben… Erdnussaroma musst’ nicht dampfen, um Pusteln zu kriegen… oder das mit den Lungenschäden… öhm, ach scheiß auf Beweise… und Krebsverdacht geht immer, fragt eh keiner nach. Und das wir alle Schweröl mit’m Spritzer Arsen dampfen… also wer wüsste das nicht… nur weil nix Reglementiert is’. Aber dass das BfR die Dampfer für naive Vollblödis hält… öhm… nix Neues.

Ham wa noch wen vergessen? Lustige Wissenschaftler war’n da, das BfR hatten wir… unbewiesene Behauptungen… lustige Verallgemeinerungen… hm… da fehlt doch noch was…

Für starke Raucher entpuppt sich der Gesundheitsvorteil durch die E-Zigarette ohnehin als Milchmädchenrechnung. Wer sein tägliches Pensum von mehr als 15 Zigaretten durch das Dampfen auf die Hälfte reduzieren kann, fühlt sich zwar gesünder, weil Hustenreiz und Kurzatmigkeit abnehmen. Aber das Risiko für Herzinfarkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringere sich dadurch nicht, erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Bei den tabakbedingten Krebsarten gehe durch die Halbierung der täglichen Dosis nur das Risiko für Lungenkrebs zurück.

Jupp, ohne die heidelberger Menschenfreunde vom DKFZ wär’s nur halb so schön.
Was auch immer das für ‘ne Rechnung ist, die die Schaller da loslässt… also kreative Buchführung wär’ noch geprahlt. Is’ doch Schnuppe, dass so’n Raucher sich besser fühlt… ach und Lungenkrebs ist doch eh für Weicheier… echt jetzt? Halbes Risiko ist für Warmduscher, oder was?

Liebe RP-Online, volle Punktzahl, Hut ab. So viel verquirlter Unsinn, garniert mit Lügen… ähm… Irrtümern und zum Nachtisch noch’n bisschen kreative Rhetorik… also echt, hatten wir schon lange nicht mehr… so perfekt.
Das nenne ich mal einen objektiven Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte um die E-Zigarette… Gute Nacht!

Link zum Artikel auf Archive.org: https://web.archive.org/web/20161026121110/http://www.rp-online.de/panorama/wissen/e-zigaretten-sind-nicht-harmlos-aid-1.6349877