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Titel: “Explosionsgefahr bei E-Zigaretten?” (06.10.2016)
Ne, jetzt… ehrlich? Explodierende Akkus in einer Apotheker-Zeitung? “Niveau” scheint ein sinkendes Schiff zu sein. Aber der Reihe nach, gönnen wir uns mal den Aufmacher:
“Wenn es um explodierende Geräte geht, denken viele in diesen Tagen vermutlich gleich an Smartphones. Doch auch andere elektronische Geräte können offenbar überhitzen oder sogar explodieren: die Rede ist von E-Zigaretten. Davor warnen Mediziner aus den USA und plädieren für Standards bei Herstellung und Vertrieb.”
Darf ich noch mal vorweg erwähnen, weil es so Spaß macht und ich gerade nichts besseres zu tun habe, dass Lithium-Ionen-Akkus nicht explodieren, sondern ausgasen… nur so am Rande?! Das ist auch nicht wirklich toll, aber geht doch bedeutend langsamer von statten, als eine Explosion und meldet sich kurz vorher meistens durch enorme Hitzeentwicklung an. Nur wenn der Akku in einem Luftdichten und festen Behältnis steckt, kann der durch den Überdruck bersten. Daher hat jeder vernünftige Akkuträger auch diese kleinen Löcher… ja, richtig, das ist kein Not-Spaghettisieb, sondern damit das Gas raus kann.
Aber es ist natürlich klar, dass “Explosion” sich viel spektakulärer anhört, egal ob bei Handy oder E-Dampfe. Und die Sensation ist: Akkus ist es total egal, worin sie sich befinden. Wenn die Lust haben auszugasen, dann machen die das einfach, diese blöden Dinger.
Aponet.de, auch bekannt als Technikmagazin für Fortgeschrittene, hat diesen Missstand jetzt aufgedeckt… so geht investigativer Journalismus.
Eines ist ganz klar, ausgasende Akkus sind grundsätzlich ein Problem, keiner möchte eine Fackel dampfen. Aber von den Millionen von Dampfgeräten gehen echt unglaublich wenige in Flammen auf.
Nehmen wir mal an, nur so zum Spaß, es würden im Jahr 1000 E-Dampfen zischend, qualmend und züngelnd den Geist aufgeben, wären das bei 9 Millionen Dampfern in den USA immer noch gerade mal 0,01% aller Geräte. Also ehrlich, “ernstes Problem” sieht irgendwie anders aus.
Aber überhaupt, was für Standards sollte es denn für Herstellung und Vertrieb der Akkus geben, die es nicht schon gibt? Halten die Ärzte den Akkumarkt etwa für “total unreguliert”? Brauchen wir jetzt auch noch eine EPD (Energyproduct Directive)?
Das Problem sind doch nicht die Akkus. Das Problem sind hauptsächlich zwei Dinge: fehlerhafte Akkus und fehlerhafte Anwender… öhm… Anwendung.
Gegen die fehlerhaften Akkus, meistens irgendein gefälschter, umdeklarierter Schrott, helfen nur Kontrollen, gegen die fehlerhafte Anwendung, nur Aufklärung und das Hoffen auf natürliche Evolution durch Auslese. Wer so doof ist, einen 18650er Akku mit seinem Klimpergeld in der Hosentasche aufzubewahren, der sollte weder eine Dampfe, noch offenes Feuer legal in die Hand nehmen dürfen.
Zurück zum Artikel… Hier geht es im großen und ganzen um die Sorge der Ärzte, dass es mehr Unfälle geben könnte, als bisher bekannt. Wohlgemerkt, um vermutete “mehrere Hundert” Fälle, also noch weniger als 0,01% aller Dampfen in den USA. Klar geht es auch hier weiter um “Explosionen” und natürlich sind nicht die Akkus oder die Anwender schuld, sondern die “E-Zigaretten”. Differenzierung war schon immer schwieriger als Kernspaltung.
Die Schlussfolgerung der Ärzte überrascht mich dann auch nicht sonderlich:
“Deshalb sprechen sich die Ärzte beider Artikel nachdrücklich dafür aus, die Herstellung von E-Zigaretten stärker zu regulieren und gleichzeitig Unfälle, die durch E-Zigaretten tatsächlich entstehen, besser zu dokumentieren.”
Regulierung ist nun mal das Allheilmittel, wenn es um E-Dampfen geht. Warum noch keiner nach strengeren Regulierungen bei Handys gerufen hat… es bleibt mir ein Rätsel.
Bitte nicht falsch verstehen, ausgasende E-Dampfen, beziehungsweise deren Akkus, finde ich alles andere als toll und ich denke auch, wir sind alle einig mit Clare Meernik von der University of North Carolina, wenn sie sagt…
“…, dass diese Produkte weder in den Taschen von Personen noch beim Dampfen explodieren sollten.”
Aber das ist nun mal keine Sache der Regulierung, sondern gehört in den Bereich der Produktsicherheit. Ich meine, was will man denn da auch regulieren? Dampfen dürfen nur in den Verkehr gebracht werden, wenn sichergestellt ist, dass ihre Akkus kein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen?
Was also will uns Aponet.de mit diesem Artikel sagen? Es wird auf ewig ihr Geheimnis bleiben.
Hauptsache, es konnte mal wieder Angst vor E-Dampfen gemacht werden. Wäre es nicht so traurig, es wäre nur noch zum lachen.
Link zum Artikel auf Archive.org: https://web.archive.org/web/20161008094403/http://www.aponet.de/aktuelles/ihr-apotheker-informiert/20161007-explosionsgefahr-bei-e-zigaretten.html