RP Online / Gesundheit
Titel: “E-Zigaretten sind nicht harmlos” (26.10.2016)
Wham! Mitten in die Kauleiste. Eine Überschrift wie Donnerhall… und sagt soviel aus wie… drei Blätter Toilettenpapier mit Blümchenmuster.
Wart’ mal, kann ich auch: “Cola ist nicht harmlos”… hm… irgendwie nicht dasselbe.
Is’ voll korrekt, hab’ ich aber nicht halb so viel Angst vor… krieg’ jetzt sogar Durst auf die braune Zuckerbrühe. Ich glaube, ich weiß den Grund… Moment, ich zeig’s mal: “Mörderspinnen sind nicht harmlos”. Gesehen? Jetzt gruselt’s einen. Und Mörderspinnen sind doch’n Witz. Aber E-Zigaretten… ui, echte Gefahr.
Warum ich so auf der Überschrift rum reite? Der Rest ist wie die Überschrift, und das zeigt schon der Aufmacher:
“Ungefährlicher als Tabak, aber dennoch risikoreich: Die Inhaltsstoffe des Dampfes können gesundheitsschädlich sein.”
Neben den klassischen “könnte & Co.” gib’s in dem… öhm… grandiosen Artikel der RP echt tolle Schmankerl… so’n richtiges Lehrstück für “tendenziöse Berichterstattung”.
Direkt am Anfang schon, einfach toll… hab’ ich so direkt noch nicht geseh’n. Da wird aus den Dampfern mal schnell ‘ne Art Geheimbund… so illuminatenmäßig… nur halt mit Wolken.
“Sie nennen sich die “Dampfer”. In jeder größeren Stadt treffen sie sich regelmäßig zu ihren Stammtischen. Oder sie tummeln sich in speziellen Foren im Internet. Die kleine Gemeinde der Konsumenten von E-Zigaretten ist in Deutschland gewachsen.”
Bin ich der einzige, den’s jetzt ein bissel gruselt? So in der Art: “Die Dampfer – Unheil aus dem Nebel”. Die Dunstzombies rotten sich schon zu Scharen zusammen, aus “Dark-Net” wird “Dampf-Net”… ‘ne Gefahr für jeden Ottonormalbürger.
Regel Nummer eins: Identifiziere und separiere den Feind! So is’n “Dampfer” nicht mehr der hilfreiche Heinz von nebenan, der große Bruder, die nette Schwester oder das süße Kind… nöpp, er ist Teil einer verschworenen Gemeinde… die mit Dampfzeichen kommuniziert… oder so… egal.
Ganz wichtig dabei, der Dampfer an sich… also “Homo Fumosus”… ist nicht Teil der Gesellschaft, er steht neben ihr, unter ihr… eine Subkultur. Und noch geiler, Dampfer sind entweder Nikotinjunkies oder Schwachmaten. Glaubst du nicht? Na, aber die RP würde doch nicht… hier steht’s:
“Doch mit der Bewertung des Produktes tut sich die Gesellschaft immer noch schwer. Ist es ein Konsumartikel für Süchtige? Oder ein Hilfsmittel für den Ausstieg aus dem Raucherleben? Manche Dampfer bezeichnen sich gar als Pioniere einer modernen Subkultur.”
Ein Prachtstück journalistischer Sachlichkeit… Applaus.
So, nun kommt noch der obligatorische Fachmann, in diesem Fall Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung an der FH Frankfurt. Der hat nämlich vor kurzem ein Buch rausgehauen, da braucht man RP… äh… PR. Aber das sei ihm gegönnt, irgendwie muss die Butter ja auf’s Brot. Na, und dieser Herr Stöver…
“…beobachtet in Deutschland jedenfalls “einen eklatanten Mangel an öffentlicher Diskussion über die E-Zigarette”.”
Jupp, klare Suppe, find’ ich auch. Kann man da nich’ was tun? Ah, Moment…
“Deshalb hat er eine Tagung organisiert, bei der schnell klar wird, wie eng E-Zigaretten und Tabakkonsum verknüpft sind. Die Mainzer Studie besagt, dass nur ein Viertel der Dampfer ganz auf E-Zigaretten umgestiegen ist. Die meisten, 750 Tausend Deutsche, sind Doppelnutzer – sie dampfen und rauchen.”
Ah, darum ging’s? Die Verknüpfung von E-Zigaretten und Tabakkon… bittewie? Und was’n für ‘ne Mainzer Studie? Ich kenn’ nur die aus Hamburg, bei der sind’s aber 7,5% Dualuser… Is’ der RP da ‘n Komma verrutscht? Kann ja mal… ich meine Stress und so… sind doch nur Zahlen.
Mit Quellenangaben haben die’s bei der RP aber auch nicht. Da sind’s irgendwelche Zahlen von Statistiken… holdriho, der Gaul geht durch.
“Auch Zahlen aus Großbritannien belegen eine enge Beziehung: Fast ein Fünftel der Raucher auf der Insel dampft gleichzeitig. Und wer nie geraucht hat, scheint auch nicht anfällig für die E-Zigarette zu sein. Nach der britischen Statistik inhaliert nur ein halbes Prozent der Niemals-Raucher den künstlichen Dampf.”
Also, dass es auf der Insel so oft Nebelsuppe gibt… kein Wunder, wenn so viele Briten gleichzeitig an der Dampfe nuckeln… och Göttchen, ich liebe Sprache. Aber zurück zu den Zahlen, woher auch immer sie kommen mögen.
Da sind noch mehr im Anmarsch, so richtig doll represervative… repräsi… wissenschaftliche. Vorher kommt noch’n kleiner Schlenker zur Bastellust der Männer… megawichtig… Na, is’ doch lustig, lockert auf… egal. Weiter im Text:
“Christoph Kröger, der seit Jahren Raucherentwöhnungskurse begleitet, bezweifelt aber den Nutzen. 40 Prozent der Teilnehmer seiner Kurse, die sich das Rauchen ohne Hilfsmittel abgewöhnen wollen, sind nach einem Jahr noch abstinent. “Wenn die Teilnehmer als Unterstützung zur E-Zigarette greifen, sinkt dieser Wert auf 19 Prozent”, erzählt der Psychologe.”
Echt jetzt? Die RP fragt einen Typen, der sein Geld mit Rauchentwöhnungskursen verdient, wie er E-Dampfen findet? Da werf’ ich Kamelle!
Dieser Herr Kröger dürfte Herr Dr. Kröger von der IFT-Gesundheitsförderung GmbH sein und ich verwett’ meine Dampfe drauf, dass die Zahlen, die da so locker durch die Botanik geworfen werden, aus der Studie “Nutzung und Nutzen der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung” stammen. Jupp, nur ist die Studie halt wie ein Kaktusragout, man sollte sie mit Vorsicht genießen… ham die sogar selber in ihr Papier geschrieben.
Im Grunde ist dann auch schon wurscht, dass die RPler bei den Prozentzahlen ein bisschen rumgerundet haben… also aus 20% wurden 19% und aus 39% dann 40%… na, so über den Daumen passt’s schon.
Nun geht’s doch noch zur Studie nach Hamburg, aber nur um sanft den “Dualuser” einzuführen. Dass der Doppelnutzen mal gar nicht so bekloppt ist,… besser als nur Kippe zumindest… da sind sich Stöver und Silke Kuhn, die Psychologin von der Studie aus Hamburg, dann doch recht einig.
Nu, wird’s allerdings ‘n tucken heftig. Da deppert der liebe Herr Stöver mal eben die Studie des Royal College of Physicians ‘n bissel zusammen.
“Die Dampfer zitieren dabei gern eine offizielle britische Studie, nach der E-Zigaretten sogar 95 Prozent weniger schädlich seien. Doch diese Zahl hält einer genauen Betrachtung nicht Stand. “Die Bewertung wurde anhand von 14 Kriterien vorgenommen”, erklärt Stöver, “für die meisten dieser Kriterien liegen jedoch nach Angaben der britischen Expertengruppe nicht genug wissenschaftliche Daten vor.”
So, ihr Laien vonner Insel, das habt ihr davon, jetzt erklärt euch der Onkel Stöver mal flugs die Welt. Aber mal ehrlich, war doch so sicher wie ‘ne Windel, dass irgendwann einer an den 95% sägt.
Das BfR darf auch mal ran… so von wegen “bestimmungsgemäßer Konsum” und “deutlich ungefährlicher”… jippieh… Und dann geht’s in die letzte Runde:
Denn Dampfen ist zwar besser als Rauchen, aber die Inhaltsstoffe sind keineswegs harmlos. Sie können Allergien auslösen, schädigen die Lunge, einige stehen unter Krebsverdacht. Bei vielen Substanzen im Gemisch der Liquids ist nicht gut genug untersucht, wie sie wirken, wenn sie sich mit dem Dampf in der Lunge ausbreiten können. Für Risikoforscher Henkler wäre es schon ein Fortschritt, wenn es eine Reglementierung der Inhaltsstoffe gäbe.
Uffgepasst und lernen! Ganz wichtig is’, so oft es geht das Wort “harmlos” zu verwenden… da passt nämlich immer ein “nicht” oder “keineswegs” davor.
Probier mal aus: “Wasser ist keineswegs harmlos.” Klaro! Schon mal versucht unter Wasser zu atmen… macht kein’ Spaß.
Aber geht lustig weiter. Is’ ja wurscht, dass die Allergien nix mit den Liquids zu tun haben… Erdnussaroma musst’ nicht dampfen, um Pusteln zu kriegen… oder das mit den Lungenschäden… öhm, ach scheiß auf Beweise… und Krebsverdacht geht immer, fragt eh keiner nach. Und das wir alle Schweröl mit’m Spritzer Arsen dampfen… also wer wüsste das nicht… nur weil nix Reglementiert is’. Aber dass das BfR die Dampfer für naive Vollblödis hält… öhm… nix Neues.
Ham wa noch wen vergessen? Lustige Wissenschaftler war’n da, das BfR hatten wir… unbewiesene Behauptungen… lustige Verallgemeinerungen… hm… da fehlt doch noch was…
Für starke Raucher entpuppt sich der Gesundheitsvorteil durch die E-Zigarette ohnehin als Milchmädchenrechnung. Wer sein tägliches Pensum von mehr als 15 Zigaretten durch das Dampfen auf die Hälfte reduzieren kann, fühlt sich zwar gesünder, weil Hustenreiz und Kurzatmigkeit abnehmen. Aber das Risiko für Herzinfarkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringere sich dadurch nicht, erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Bei den tabakbedingten Krebsarten gehe durch die Halbierung der täglichen Dosis nur das Risiko für Lungenkrebs zurück.
Jupp, ohne die heidelberger Menschenfreunde vom DKFZ wär’s nur halb so schön.
Was auch immer das für ‘ne Rechnung ist, die die Schaller da loslässt… also kreative Buchführung wär’ noch geprahlt. Is’ doch Schnuppe, dass so’n Raucher sich besser fühlt… ach und Lungenkrebs ist doch eh für Weicheier… echt jetzt? Halbes Risiko ist für Warmduscher, oder was?
Liebe RP-Online, volle Punktzahl, Hut ab. So viel verquirlter Unsinn, garniert mit Lügen… ähm… Irrtümern und zum Nachtisch noch’n bisschen kreative Rhetorik… also echt, hatten wir schon lange nicht mehr… so perfekt.
Das nenne ich mal einen objektiven Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte um die E-Zigarette… Gute Nacht!
Link zum Artikel auf Archive.org: https://web.archive.org/web/20161026121110/http://www.rp-online.de/panorama/wissen/e-zigaretten-sind-nicht-harmlos-aid-1.6349877