Viel Dampf und nur wenig Qualm

Frankfurter Rundschau / Panorama

Titel: “E-Zigarette: Gesünderer Qualm” (09.11.2016)

Bei der Überschrift könnt ich schon wieder meinen Beistelltisch zerkauen… das mit dem Qualmdampfdingens woll’n die echt nich’ lernen… aber Gemach, Gemach… wird besser.
Im Artikel geht’s um Suchtforscher, die die E-Fluppe entdeckt haben und deren Buch zum Thema. Also nich’ für sich entdeckt, nein, für den Kampf gegen’s Tabakmonster.

“Seit einigen Jahren steht die Debatte um die Alternative E-Zigarette im Mittelpunkt um die Frage, wie man die Zahl der Raucher in Zukunft weiter reduzieren kann. Befürworter des Alternativproduktes betonen die geringeren Gesundheitsrisiken, die E-Produkte im Vergleich zur herkömmlichen Tabakzigarette mit sich bringen.”

Is’ ja nich’ ganz falsch… mir is’ das Apotheker-A ‘n bissel zu groß… aber geschenkt. Vorweg, der Artikel is’ echt mal ganz lieb zum… öhm… Alternativprodukt. Die obligatorische “Mahnung” verkommt zu einer Randnote…

“Kritiker sprechen von „Chemikalien-Cocktails“ oder heben die Sorge hervor, die E-Zigarette könnte noch mehr Jugendliche zum Rauchen motivieren.”

…und wird im gleichen Atemzug bereits zerlegt:

“Letzteres lasse sich durch bisherige Studien allerdings nicht belegen – vieles spreche sogar dagegen, sagt die Expertin Anna Maria Dichtl vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Science.”

Der Rest is’ auch ganz lieb, da kommen die Suchtforscher zu durchaus vernünftigen Schlussfolgerungen:

“Die E-Zigarette als Mittel der Rauchentwöhnung auszuschließen und bei gesetzlichen Regelungen (Werbung, Steuern) mit herkömmlichen Tabakzigaretten gleichzusetzen, ist der falsche Weg. Die gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten seien erwiesenermaßen weitaus geringer, als bei Tabakprodukten.”

Jupp, Stift her, Unterschreiben. Geht sogar noch weiter, wird noch direkter, bis zum kleinen Höhepunkt:

„Das Thema Tabak und Tabaktode wird uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben“, sagt Jazbinsek. „Aus meiner Sicht ist die einzige Perspektive, die einen fundamentalen Kurswechsel einleiten könnte, eine Förderung der E-Zigarette durch den Gesetzgeber.“

Recht hat er… aber… Förderung… ich lach mich weg… Klar, keine Frage, wär’ super, is’ nur grad so, als würd’ man einem Taucher, der sich mühselig in sein ganzes Neoprengedöns gezwängt hat, sagen, dass er jetzt zum Fallschirmspringen geht. Irgendwie is’ “Fördern” nich’ so ganz, was die Berliner Spaßbande mit der E-Dampfe vor hat.

Zum Schluss kommen noch die Briten, die uns die 95% geschenkt haben… und die lässt man sogar einfach so stehen, kein BfR-Relativierer vom Dienst, keine WHO-Kollaborationseinheit für Widerspruch. Find’ ich toll. Nee, ehrlich… Ein vernünftiger, sachlicher und korrekter Beitrag. Wär’ vor’n paar Monaten so echt nich’ denkbar gewesen… Also mal ein Hütchen ab für die Frankfurter Rundschau.

Aber ich bin trotzdem ‘n bissl nörgelich… ich undankbares Dampferchen…
Mir geht schlicht die Grunddiskussion auf die Testikel. “Harm Reduction” find ich super, Rauchentwöhnung ist ‘ne tolle Sache… denk’ ich… Aber mal kapieren, wie hirnverbrannt es ist, ein absolut harmloses Genussmittel so wie atomwaffenfähiges Plutonium zu behandeln… nöpp, wohl einfach noch nich’ drin.

Artikel bei der Frankfurter Rundschau: http://www.fr-online.de/panorama/e-zigarette-gesuenderer-qualm,1472782,34924886.html
Artikel der FR bei Archive.org: https://web.archive.org/web/20161110183032/http://www.fr-online.de/panorama/e-zigarette-gesuenderer-qualm,1472782,34924886.html

5 Gedanken zu „Viel Dampf und nur wenig Qualm“

  1. Hallo Sebastian,

    um im Bilde zu bleiben: eigentlich wurde dem Typen bereits vorher gesagt, dass es nicht zum Tauchen, sondern zum Fallschirmfliegen geht. Nur hatte er sich freiwillig von DKFZ und BfR die Ohren verstopfen lassen.

    cu
    Kurbelursel

    • Eigentlich hat der Typ gefragt: “Ich brauch’ was für’s Fallschirmspringen… keine Ahnung, was das is'”
      Darauf DKFZ & Co.: “Hier, nimm den Neoprenanzug und Sauerstoffflasche… übrigens, das heißt nich’ Fallschirmspringen, sondern Tauchen!”

  2. Der Artikel ist voller “DKFZ-und BfR-Weisheiten”, was man auf den ersten und zweiten Blick nicht erkennt:
    Die E-Zigarette als “Raucherentwöhnung”.
    Genau da wollen sie uns haben.
    Eine “Rauchentwöhnung” muss so sicher reguliert werden wie alle Nikotinprodukte
    der Pharmaindustrie.

    Sorry, ich habe mir keine “Rauchentwöhnung” gekauft.
    Das hätte auch keinen Sinn gemacht aus meiner Sicht als Raucherin, da ich
    Nikotin per se schon für tödlich hielt.
    Ich gehe auch weiterhin tödliche Risiken ein beim Kauf von E-Zigaretten.
    Wer keine tödlichen Risiken mehr will, hätte Nikotin komplett entwöhnen müssen
    die letzten 10 Jahre.
    Gemacht hat es fast niemand….nur ca. 3%.
    Und das bezeichnen WIR als “funktionierende Raucherentwöhnung”?

    • Die Dampfe wurde als Tabakalternative geboren, muss man auch ehrlich sein. Aber sie is’ jetzt mehr… will halt keiner wahrhaben. Den Stempel “Rauchentwöhnung” müssen wir Dampfer selbst wieder abkratzen.

      Bei der E-Dampfe gibt’s ein tödliches Risiko?

      Ja, ‘ne Dampfe kann die Funktion einer “erfolgreichen Rauchentwöhnung” erfüllen. Wer (nur) dampft, raucht nich’ mehr… schwupps, Rauchentwöhnung. Nikotin hat damit nix zu tun, hieß’ ja sonst Nikotinentwöhnung.

    • Elli (http://ellililith.lima-city.de/) hat gerade in einem Artikel was zum Thema “Rauchentwöhnung” so prägnant auf den Punkt gebracht, dass ich das zu meiner Signatur gemacht habe (selbstverständlich mit Würdigung der Quelle):

      “Dampfen ist kein Rauchentwöhnungsmittel. Dampfen ist ein Genussmittel, das aufgrund der Verwendungsart die Tabakzigarette für Raucher überflüssig macht. Sie bietet einen höheren Genussfaktor bei geringeren Risiken.”

      Besser kann man das in meinen Augen nicht ausdrücken!

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