Hört auf, die Suppe zu bunkern

Bunkert lieber die Gewürze.

In letzter Zeit sehe ich immer öfter in den sozialen Medien Bilder von Literkanistern an Propylenglykol und Glycerin. Wie Jagdtrophäen aufgereiht und stolz präsentiert. Oft dann mit der Bemerkung, dass man jetzt für Jahre sicher ist. Die Suppe ist da und reicht für die Ewigkeit. Vielleicht sind sogar noch ein paar Lastwagenladungen unterwegs, damit man auch ganz sicher bis zum Sanktnimmerleinstag ausgesorgt hat. Bunkern bis der Arzt kommt. Oder besser gesagt, der Psychiater.

Denn warum zur Hölle bunkert ihr Propylenglykol und Glycerin? Einfach keine Ahnung? Den letzten Schuss nicht gehört? Oder nur die Nummer “sicher ist sicher”? Man kann ja nie wissen… Pferde, Apotheken und Vorgekautes? Ich hoffe, ihr habt auch genug Klopapier und Nudeln im Schrank.

Ich will mal der Reihe nach erklären, was passieren wird und warum das Bunkern von Propylenglykol und Glycerin absoluter Unsinn ist.

Am 1. Juli kommt die neue Steuer auf “Substitute für Tabakwaren”. Dagegen kann man nicht mehr protestieren oder irgendwelche sinnlosen Petitionen starten. Das ist Gesetz und wird so umgesetzt. Der Drops ist den Bach runter.

Durch die in Gesetzestext gestanzte Idiotie kommen ab Mitte des Jahres auf jeden Milliliter Flüssigkeit, die in einer E-Zigarette vernebelt werden soll, 16 Cent Liquidsteuer. Das gilt für Nikotin, Aromen und eben auch für Propylenglykol sowie Glycerin. Sogar für Wasser.
Ich sage es echt ungern, aber es kam, wie ich es befürchtete. Sogar, wie ich es gesagt habe. Sonst finde ich es echt juppi, wenn ich recht habe. Hier könnte ich nur noch am Strahl bereits gegessenes vornerum ausstoßen. Aber egal.

Mit der Steuer wird jetzt nicht nur ein großer Teil des Dampfermarktes über den Jordan schippern, sie zementiert die Botschaft, dass Dampfen schädlich ist. Etwas, wo “Tabaksteuer” drauf ist, das muss ja auch in etwa so tödlich sein. Warum wäre sonst Tabaksteuer drauf?!
Dass die E-Zigarette gerade dabei war, dem Tabak das Wasser abzugraben, Millionenfaches Leid und Sterben durch Rauch zu verhindern, interessiert so gut wie keinen mehr. Erst recht die Raucher nicht, die aufgrund der neuen Liquidsteuer bei der Zigarette bleiben. Und weiter ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren.

Leider wird es auch einige Dampfer geben, die vom leckeren Nebel zurück zur stinkigen Wolke taumeln. Weil es ihnen mit der Steuer zu kompliziert oder zu teuer wird.
Andere werden sich mit den Podsystemen von der Tanke abfinden. Sind wir mal ehrlich, das sind eh schon sehr viele Dampfer. Das sind die, die es unkompliziert und einfach wollen. Die nur einen Ersatz für ihre Kippe brauchen. Eine Packung E-Zigaretten an der Tanke ziehen und fertig.

Der Selbermischer ist nur eine Minderheit in einer Minderheit einer kleinen Gruppe. Aber er ist auch derjenige, der das Dampfen im Grunde am intensivsten lebt. Denn Dampfen ist Freiheit. Also jetzt nicht dieses “Ende der Sklaverei” Freiheit oder irgendwas, wofür man bunte Fahnen schwenken müsste. Nein. Die Freiheit, Wolken so zu machen, wie man das selber am geilsten findet. Sich an lecker Zeug in die Suppe packen, was einem gerade am besten passt. Von Bockwurst mit Pommes bis zum Käsekuchen. Und das auch noch wahnsinnig günstig. So’n kleines Stückchen Freiheit eben. Nix pathetisches.

Und gerade diese Freiheit ist durch die Steuer am meisten bedroht. Theoretisch.
Wer selber mischt, der braucht dafür Zutaten. Und auch nicht gerade kleine Mengen. Denn man mischt eben keine Fläschchen mit 10 Milliliter zusammen. Viele rühren sich gleich die Flaschen mit 100 Milliliter an. Manche sogar gleich Literweise. Warum auch nicht? Ist eben praktischer.

Mischen ist sowieso recht praktisch und unkompliziert. Man braucht nicht viel verschiedenes an Zutaten. Neben dem Aroma kommen in der Regel nur noch Nikotin und die sogenannte Basis, Propylenglykol und Glycerin, in die Nebelsuppe. Keine Raketenwissenschaft.
Und es geht sogar noch einfacher. Mit sogenannten Shake and Vape Lösungen. Da ist das Aroma schon in der richtigen Menge in der passenden Flasche und oben drauf kommen nur noch Nikotin und Basis bis zum Rand. Das ist eher wie Tütensuppe machen als wie richtiges Selbermischen.

Mit der Steuer wird das alles eigentlich zu einem unbezahlbaren Hobby. Denn auf jede dieser Komponenten kommt sie oben drauf. Bei 100 Milliliter reden wir also schon über 16 Euro Steuern (plus Mehrwertsteuer). Für etwas, was vorher vielleicht zehn Euro gekostet hat. Mal fix mehr als eine Verdoppelung.
Wer so richtig selber mischt, für den wird’s noch heftiger. Propylenglykol und Glycerin kauft man sich in Literflaschen. Eben die sogenannte Basis. So ein Liter Basis ist aktuell für um die zehn Euro zu haben. Nach Einführung der Liquidsteuer werden daraus mindestens 170 Euro.

Das kann sich natürlich keiner mehr leisten. Eigentlich. Theoretisch.

Denn Propylenglykol und Glycerin sind zwei Stöffchen, die brauchen nicht nur Dampfer. Die wurden auch schon vor der E-Zigarette für alles Mögliche verwendet. Für zum Beispiel Mundwasser, Medikamente, Kosmetikartikel, Kaugummi, Aromen oder die Pferdezucht. Das ist immer noch so.
Und wenn unsere Basissuppe nicht für das Dampfen bestimmt ist, wird auch in Zukunft keine Steuer fällig.
Das wird ab Juli also zu dem Irrsinn führen, dass eine Literflasche Propylenglykol im Dampferladen fast 200 Euro kosten müsste. Während die gleiche Menge in der Apotheke nebenan oder im Lebensmittelaromenshop im Netz weiterhin so um die zehn Euro kostet. Ganz legal.

Illegal wir es erst, wenn der Selbermischer im stillen Kämmerchen unversteuerte Zutaten in seine Dampfe packt. Das ist dann laut Gesetz ein Steuervergehen. Allerdings eins, das faktisch keiner beweisen kann. Ist eben ein unglaublich miserabel geklöppeltes Gesetz. Und eine eigene Geschichte.

Fakt ist, an die Basissuppe kommst du immer günstig ran. Auch nach Einführung der Liquidsteuer. Nur halt eben nicht im Dampferladen. Aber zum Beispiel in der Apotheke oder in Fachgeschäften für Lebensmittelaromen oder -zusätze. Das Zeug brauch man nämlich auch für so leckere Sachen wie Speiseeis. Und manch einer bestellt sich sein Glycerin jetzt schon im Pferdezubehörhandel. Wichtig ist nur, dass es sich um pharmazeutische Qualität handelt, dann ist die Quelle im Grunde wurscht.

Und nein, Propylenglykol und Glycerin werden auch in Zukunft nicht vergällt oder so ein Unsinn. Das ist technisch schon nicht zu leisten. Zu viel von dem Zeug landet nämlich, wie erwähnt, in Lebensmitteln, Tierfutter, Kaugummis und Medikamenten. Der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen wäre gigantisch.

Das einzige, bei dem Bunkern Sinn ergibt, ist Nikotin. Denn dass wird es auch nach Einführung der Steuer nur in Dampferläden und nur mit Liquidsteuer geben. Vielleicht wird es zudem das ein oder andere Dampfaroma aufgrund der Steuer nicht mehr geben. Da kann man sich gerne einen Vorrat anlegen.

Aber Propylenglykol und Glycerin zu horten ist nicht nötig.
Wenn du dich damit besser fühlst… mach, was dir gut tut. Aber poste nicht auch noch Fotos von deinen “Errungenschaften” bei Facebook und Co. Das verunsichert nur andere und verbreitet Panik. In einer Zeit, in der wir genau das Gegenteil von Panik brauchen.

Alle wichtigen Infos zum Thema Liquidsteuer findest du übrigens in diesem Artikel auf e-Dampfen.info.